Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P221
DOI: 10.1055/s-0033-1341881

Sehr gute glykämische Kontrolle bei niedriger Hypoglykämieinzidenz eines nicht selektierten Querschnitts von Patienten mit Diabetes mellitus einer tertiären Behandlungseinrichtung

D Askitis 1, N Müller 1, B Milke 1, C Kloos 1, G Wolf 1, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany

Fragestellung: Ziel der Studie war die Evaluation der Behandlungsqualität einer nicht selektierten ambulanten Stichprobe in einem tertiären Behandlungszentrum.

Patienten und Methoden: Retrospektive Querschnittsanalyse aller 2011 behandelten Patienten mit Diabetes mellitus (n = 1411). Diabetes Typ 1 (DM 1) hatten 292 Patienten (49,5% weiblich, Alter 50,2 Jahre, Diabetesdauer 21,5 Jahre, BMI 27,24 kg/m2), Diabetes Typ 2 (DM 2) 1118 Patienten (mit Insulin n = 730: 43,6% weiblich, Alter 68,5 Jahre, Diabetesdauer 18,4 Jahre, BMI 33,69 kg/m2; ohne Insulin n = 388, 48,6% weiblich, Alter 64,6 Jahre, Diabetesdauer 8,4 Jahre, BMI 30,75 kg/m2). Die Daten wurden der elektronischen Patientenakte EMIL® entnommen. Der HbA1c (lokale Bestimmung, TOSOH G8) wurde nach DCCT Standard adjustiert (mittlerer Normbereich Gesunder 5,05%). Alle Patienten hatten 2011 oder davor an einem strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogramm teilgenommen und werden ca. 1x/Quartal in der Sprechstunde gesehen.

Ergebnisse: Die Patienten mit DM 1 hatten eine intensivierte Insulintherapie nach dem Basis-Bolus Prinzip (74%) oder Pumpentherapie (26%). Humaninsulin verwendeten 50%, kurzwirkende Insulinanaloga 50%, NPH-Insulin 30,5%, langwirksame Insulinanaloga 31,8% und humanes Mischinsulin 5,5%. Der mittlere Blutdruck der Kohorte betrug 137/83 mmHg, der mittlere HbA1c 7,0%. Es traten 0,11 schweren Hypoglykämien (Glukose oder Glucagon Injektion) pro Patient/Jahr und 1,56 milde Hypoglykämien Patient/Woche auf.

Patienten mit DM 2 unter Insulin führten zu 43,3% eine konventionelle Therapie mit Humaninsulin (CIT, <= 2 Injektionen), zu 56,7% eine multiple Injektionstherapie (MIT) mit Human- oder Analoginsulin durch. Zusätzlich Metformin erhielten 42,2%, Sulfonylharnstoffe 0,4%, DPP4-Hemmer 2,7%, andere Medikamente 1,9% der DM 2-Patienten. Der mittlere Blutdruck betrug 133/76 mmHg, der mittlere HbA1c 6,9%. Schwere Hypoglykämien traten bei 0,01/Patient/Jahr, milde Hypoglykämien bei 0,15/Patient/Woche auf.

DM 2 Patienten ohne Insulin nahmen zu 71,1% orale Antidiabetika ein (57,7% Metformin, 21,9% Sulfonylharnstoffe, 7,2% DDP4-Hemmer, andere Medikamente (Glinide, GLP1-Analoga) 3,9%). Die übrigen Patienten verwendeten allein adaptierte Kost. Der mittlere Blutdruck dieser Kohorte betrug 143/88 mmHg, der mittlere HbA1c 6,3%. Schwere Hypoglykämien traten gar nicht, leichte Hypoglykämien 0,02/Patient/Woche auf.

Schlussfolgerung: Die Querschnittsuntersuchung von Patienten mit Diabetes mellitus in einer tertiären Behandlungseinrichtung zeigte im Schnitt eine sehr gute glykämische Kontrolle aller Patienten. Schwere Hypoglykämien waren unter Insulintherapie, auch bei Patienten mit Diabetes Typ 1, selten. Bei Patienten mit Diabetes Typ 2 unter Insulin traten schwere Hypoglykämien sehr selten auf, bei Patienten ohne Insulin gar nicht. Leichte Hypoglykämien waren bei Patienten mit Typ 1 Diabetes ebenfalls nicht häufig, bei Patienten mit Typ 2 Diabetes, auch unter Insulin, sehr selten.