Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P211
DOI: 10.1055/s-0033-1341871

Prävalenz und Risikofaktoren der peripheren und kardialen autonomen Neuropathie bei kürzlich diagnostiziertem Diabetes: Die Deutsche Diabetes-Studie

S Nowak 1, M Scheer 1, B Nowotny 1, K Müssig 1, 2, M Roden 1, 2 D Ziegler 1, 2, für die DDS Gruppe
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, Germany
  • 2Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Hintergrund: Bislang sind kaum Daten zur Prävalenz und zu den Risikofaktoren der distal-symmetrischen sensomotorischen Polyneuropathie (DSPN) und einer kardialen autonomen Neuropathie (KAN) bei Diabetikern mit kurzer Diabetesdauer verfügbar.

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz und Risikofaktoren der DSPN bzw. KAN unter den Teilnehmern an der Deutschen Diabetes-Studie mit Typ 1- und Typ 2-Diabetes (T1D, T2D) und einer Diabetesdauer (DD) < 1 Jahr zu evaluieren.

Probanden/Methoden: Das untersuchte Kollektiv umfasste 154 Teilnehmer mit T1D (Alter 34,5 ± 11,6 Jahre, 63% Männer, DD: 6,6 ± 3,5 Monate, HbA1c: 6,9 ± 1,6%) und 348 Teilnehmer mit T2D (Alter: 52,6 ± 10,5 Jahre, 64% Männer, DD: 6,1 ± 3,3 Monate, HbA1c: 6,5 ± 1,1%). Das Vorliegen einer DSPN wurde anhand der motorischen und sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) in 4 Nerven, der Vibrations- und Temperaturwahrnehmungsschwellen (VPT; TPT), des Neuropathy Symptom Scores (NSS) und des Neuropathy Disability Scores (NDS) erfasst. Zur Diagnose einer KAN wurde eine Batterie von kardialen autonomen Funktionstests (AFT) eingesetzt. Die Normwertgrenzen wurden in einem Kontrollkollektiv von 148 (NLG) bzw. 88 (VPT, TPT, AFT) gesunden Personen erhoben und an der 2,5. bzw. 97,5. Perzentile, adjustiert für Alter, Geschlecht, Größe und BMI, definiert.

Ergebnisse: Zu den am häufigsten pathologischen Nervenfunktionstests zählten die sensible NLG des N. suralis (T1D: 33%, T2D: 31%), motorische NLG des N. peronaeus (T1D: 17%, T2D: 19%), VPT am medialen Malleolus (T1D: 17%, T2D: 24%) und TPT für Kaltreize am Fußrücken (T1D: 38%, T2D: 21%). Die Prävalenzen der verschiedenen Stadien der DSPN nach den Toronto-Kriterien (2011) wurden wie folgt ermittelt: subklinische DSPN: T1D: 27%, T2D: 19%, asymptomatische DSPN: T1D: 2% T2D: 7%; symptomatische DSPN: T1D: 3%, T2D: 7%. Die Prävalenz einer beginnenden oder gesicherten KAN betrug 8% für T1D bzw. 13% für T2D. In multipler Regressionsanalyse ergaben sich Alter und Körpergröße als signifikante Risikofaktoren einer DSPN, während Alter und männliches Geschlecht als signifikante Risikofaktoren einer KAN identifiziert wurden.

Schlussfolgerungen: Bereits ein Drittel der frisch manifesten T1D und T2D Patienten weist eine Polyneuropathie auf, die jedoch meistens noch subklinisch bzw. asymptomatisch ist. Präventionsmaßnahmen hinsichtlich einer DSPN sollten daher bereits frühzeitig im Verlauf eines Diabetes getroffen werden.