Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P210
DOI: 10.1055/s-0033-1341870

Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung, subklinischer Inflammation und gestörter Glukoseregulation – Ergebnisse aus der SALIA-Studie

T Teichert 1, M Vossoughi 2, A Vierkötter 2, D Sugiri 2, T Schulte 3, M Roden 1, 4, C Luckhaus 3, C Herder 1, U Krämer 2
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, Germany
  • 2IUF-Leibniz Institut für Umweltmedizinische Forschung, Düsseldorf, Germany
  • 3Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Germany
  • 4Kliniken für Endokrinologie und Diabetologie und Stoffwechselkrankheiten, Düsseldorf, Germany

In vorangegangenen epidemiologischen Studien konnte gezeigt werden, dass Luftschadstoffe einen bislang unterschätzten Einfluss auf die menschliche Gesundheit besitzen. Nach langjähriger Exposition steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, neuronalen Schäden, aber auch einer gestörten Glukoseregulation. Ebenso ist eine Erhöhung zirkulierender pro- bzw. antiinflammatorischen Mediatoren zu beobachten.

Ausgehend von früheren Ergebnissen der SALIA-Studie haben wir daher die Beziehungen zwischen der Exposition gegenüber Luftverschmutzung, zirkulierenden Immunmediatoren und dem gestörten Glukosemetabolismus innerhalb einer Querschnittstudie untersucht.

Für diesen Zweck wurden zwischen 2008 und 2009 Plasmaproben von 363 Probandinnen aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet und dem Münsterland gesammelt. Wir analysierten neben den Nüchternglukose- und Insulin-Spiegeln die Konzentrationen von 14 zirkulierenden pro- und antiinflammatorisch wirksamen Hormonen. Anhand der Wohnadressen wurde über den genannten Zeitraum die Belastung mit Luftschadstoffen wie Stickoxide (NOx) und Feinstaub (PM) mithilfe von Messstationen dokumentiert. Mittels multipler Regressionsmodelle charakterisierten wir die Assoziation der Schadstoffe mit Stoffwechselparametern. Die Adjustierung erfolgte für Alter, BMI, Raucher (ex/aktuell/passiv), Ausbildungsjahre und Schimmelbelastung in der Wohnung.

Die Studienteilnehmerinnen waren 74,1 ± 2,6 Jahre alt und 48% wiesen basierend auf einer erhöhten Nüchternglukose (≥100 mg/dl) oder eines zuvor diagnostizierten Typ-2-Diabetes eine gestörte Glukoseregulation auf. Alle Luftschadstoffe waren positiv mit einer Störung der Glukoseregulation assoziiert. Einzig die Belastungen mit NO2, welche zum Studienbeginn (1985) zurück extrapoliert wurden, zeigten einen signifikanten Zusammenhang mit einem Odds Ratio von 1,42 (95%- Konfidenzintervall 1,01 – 2,01) für den Anstieg von NO2 um 9,3 µg/m3 (entsprechend einem Interquartilsabstand).

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Luftschadstoffe zu einer Störung des Glukosestoffwechsels beitragen. Hingegen konnte nicht gezeigt werden, dass dieser Zusammenhang durch zirkulierende Immunmediatoren erklärt wird. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass entzündliche Prozesse im Fettgewebe oder anderen Organen ohne Veränderung der Plasmakonzentrationen der untersuchten Mediatoren an der Beeinträchtigung der Glukoseregulation beteiligt sind.