Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P202
DOI: 10.1055/s-0033-1341862

Effekte der oralen Aufnahme von gesättigten Fettsäuren auf die Insulinsensitivität und oxidative Kapazität des humanen Skelettmuskels

C Koliaki 1, J Szendroedi 1, AC Rauh 1, K Kaul 1, P Nowotny 1, M Esser 1, K Tinnes 1, M Roden 1, 2
  • 1Institut für Klinische Diabetologie, Deutsches Diabetes Zentrum, Leibniz Zentrum für Diabetes Forschung, Heinrich Heine Universität, Düsseldorf, Germany
  • 2Kliniken für Diabetologie und Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Heinrich Heine Universität, Düsseldorf, Germany

Fragestellung: Mehrere Studien haben gezeigt, dass die intravenöse Lipidinfusion mit überwiegendem Anteil von ungesättigten Fettsäuren, muskuläre Insulinresistenz induzieren kann. An der Entstehung der Lipid-induzierten Insulinresistenz des Skelettmuskels sollen zelluläre Lipidmetabolite beteiligt sein, aber auch eventuell Störungen der Mitochondrienfunktion. Unklar bleibt jedoch, ob auch die orale Aufnahme von Lipiden mit überwiegendem Anteil von gesättigten Fettsäuren muskuläre und/oder hepatische Insulinresistenz auslöst, und ob Lipid-induzierte Veränderungen der Mitochondrienfunktion des Skelettmuskels daran beteiligt sind. Ziel dieser Studie war es, die akuten Effekte einer oralen Gabe von Palmöl auf die Insulinsensitivität und muskuläre oxidative Kapazität zu untersuchen.

Methodik: Sieben junge, gesunde und moderat trainierte Probanden ohne Familienanamnese eines Typ 2 Diabetes mellitus (Alter: 26 ± 4 Jahre, Body Mass Index: 23,7 ± 2 kg/m2) erhielten randomisiert 2 Interventionen: einmal eine Lipid/Wasser-Emulsion (LIP: 92 g Fett, 50% Palmöl) und ein anderes mal die idente Menge an Wasser (Kontrolle, KON). Vor und zweieinhalb Stunden nach Intervention erfolgte jeweils eine Muskelbiopsie des m. vastus lateralis unter lokaler Betäubung. Sechs Stunden nach Intervention wurde ein euglykämisch-hyperinsulinämischer Clamptest mit Infusion von 2H2-Glukose durchgeführt. Die mitochondriale respiratorische Kapazität des Muskels wurde ex vivo mittels Hochauflösungsrespirometrie bestimmt.

Ergebnisse: Die Aufnahme von Palmöl, reduzierte (p ≤0,05) sowohl die Ganzkörperinsulinsensitivität (M-Wert: LIP 4,4 ± 1,1 vs. KON 7,0 ± 2,4 mg.kg-1.min-1) als auch die hepatische Insulinsensitivität (Suppression der endogenen Glukoseproduktion: LIP 53 ± 20% vs. KON 68 ± 6%). Nur nach Palmöl stieg die maximale muskuläre Kapazität für β-Oxidation gering an (vor: 104 ± 37, nach LIP: 116 ± 28 pmol.s-1.mg-1, p = 0,05), während jene für Pyruvat- und Glutamatoxidation unverändert blieb (vor: 133 ± 32, nach LIP: 129 ± 14 pmol.s-1.mg-1, p = 0,7).

Schlussfolgerungen: Die einmalige orale Aufnahme von gesättigten Fettsäuren bewirkt innerhalb von 6 Stunden sowohl muskuläre als auch hepatische Insulinresistenz bei gesunden Menschen. Die muskuläre Mitochondrienfunktion ist zu diesem Zeitpunkt nicht beeinträchtigt, so dass die Abnahme der Insulinsensitivität dadurch nicht erklärbar ist.

Unterstützt von: DFG, DZD e.V., EFSD Lilly