Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P193
DOI: 10.1055/s-0033-1341853

Diabetes mellitus Typ 1 und Schizophrenie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Häufigkeit und Charakterisierung diabetes-relevanter Endpunkte – Analyse aus der prospektiven Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV)

A Galler 1, E Molz 2, M Meusers 3, B Bartus 4, A Näke 5, H Haberland 6, E Schober 7 RW Holl 2, für die DPVInitiative und das BMBFKompetenznetz Diabetes
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • 2Universität Ulm, Ulm, Germany
  • 3Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Herdecke, Germany
  • 4Klinikum Stuttgart – Olgahospital, Stuttgart, Germany
  • 5Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Germany
  • 6Sana Klinikum Lichtenberg, Berlin, Germany
  • 7Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien, Wien, Austria

Fragestellung: Die Häufigkeit einer Schizophrenie in der Allgemeinbevölkerung liegt bei 0,5%. Die medikamentöse Therapie einer Psychose kann zu Nebenwirkungen führen, welche bei Diabetes mellitus Typ 1 negative Auswirkungen auf die glykämische Kontrolle und andere Risikovariablen wie z.B. body mass index (BMI) haben können. Ziel dieser Analyse ist, die Häufigkeit der dokumentierten Schizophrenie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 1 zu bestimmen und diese Patientenkohorte anhand der glykämischen Stoffwechselkontrolle und anhand verschiedener Risikovariablen näher zu charakterisieren.

Methodik: Basierend auf den anonymisierten Daten des prospektiven DPV (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation)-Registers in Deutschland und Österreich wurde die Häufigkeit der Schizophrenie bei Diabetes mellitus Typ 1 bestimmt und die glykämische Stoffwechselkontrolle, BMI und die Häufigkeit von schweren Hypoglykämien und diabetischen Folgerkrankungen in der Kohorte im Vergleich zu Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 ohne Schizophrenie untersucht.

Ergebnisse: In der DPV-Kohorte mit 58399 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (bis zum Alter von 25 Jahren) mit Diabetes mellitus Typ 1 lag bei 272 Patienten zusätzlich die Diagnosekategorie Schizophrenie vor. Die Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Schizophrenie waren signifikant älter (Median Alter 17,2 vs. 15,8 Jahre p < 0,01), hatten eine signifikant längere Diabetesdauer (Median 8,1 vs. 5,4 Jahre, p < 0,01), einen signifikant höheren BMI SDS (Mean +0,70 vs. +0,53, p = 0,03), signifikant häufiger schwere Hypoglykämien (p < 0,01) und eine Mikroalbuminurie (Häufigkeit 20% vs. 12%, p = 0,02) verglichen mit Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 ohne Schizophrenie, weiterhin war das männliche Geschlecht signifikant häufiger betroffen (p = 0,01). Die HbA1c-Werte unterschieden sich nicht (Median HbA1c 63,7 vs. 63,2 mmol/l). Die Regressionsanalyse zeigte, dass sich die Kohorten (mit/ohne Schizophrenie) neben Alter, Geschlecht und Diabetesdauer insbesondere hinsichtlich der Variablen BMI SDS und Mikroalbuminurie signifikant unterschieden.

Schlussfolgerungen: Jugendliche und junge Erwachsene mit Diabetes mellitus Typ 1 und Schizophrenie unterscheiden sich bezüglich Alter, Diabetesdauer, Geschlechtsverteilung und BMI SDS und haben signifikant häufiger eine Mikroalbuminurie verglichen mit den Typ-1-Patienten ohne Schizophrenie.