Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P192
DOI: 10.1055/s-0033-1341852

Kontinuierlicher Anstieg der Insulinresistenz vor und nach dem Beginn der Pubertät – Ergebnisse bei Kindern mit einem erhöhten Typ 1 Diabetes Risiko

J Raab 1, F Haupt 2, O Kordonouri 3, M Scholz 1, A Wosch 2, C Ried 1, B Aschemeier 3, T Danne 3, AG Ziegler 1, 2, C Winkler 1, 2
  • 1Forschergruppe Diabetes e.V. am Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Germany
  • 2Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, und Forschergruppe Diabetes, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • 3Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Germany

Fragestellung: Die Inzidenz des Typ 1 Diabetes erreicht einen Höhepunkt in der Pubertät. Eine erhöhte Insulinresistenz wird als weiterer Risikofaktor für eine Manifestation des Typ 1 Diabetes in diesem Alter diskutiert. Bislang gibt es nur wenige Studien die den Verlauf von Insulinresistenz im Kindes- und Jungendalter untersucht haben. Um zu klären wie sich die Insulinresistenz mit steigendem Alter entwickelt und ob dies mit dem Beginn der Pubertät zusammenhängt, wurde die Entwicklung von Pubertät und Insulinresistenz bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für Typ 1 Diabetes untersucht.

Methoden: In der vorliegenden Analyse wurden 1177 Kinder (Alter: 5 – 15 Jahre) mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ 1 Diabetes untersucht, die im Rahmen der prospektiven BABYDIAB und TEENDIAB Studien regelmäßig auf die Entwicklung von Inselautoantikörpern und Typ 1 Diabetes nachuntersucht werden. Bei 120 Kindern wurden Inselautoantikörper nachgewiesen. Die Insulinresistenz wurde gemäß dem Homeostasis Model Assessment of Insulin Resistance (HOMA-IR) aus Nüchternblutzucker und Nüchterinsulinspiegel bei 1848 Proben errechnet. Die Beurteilung der Pubertätsentwicklung erfolgte durch die physiologische Einteilung gemäß der Tanner Stadien.

Ergebnisse: Bei Mädchen nahm die Insulinresistenz kontinuierlich vom 5. bis 13., bei Jungen vom 5. bis 14. Lebensjahr zu, mit einem durchschnittlichen Anstieg pro Jahr von 0,21 bei Mädchen bzw. 0,12 bei Jungen (Mittelwert HOMA-IR). HOMA-IR lag signifikant höher bei Mädchen als bei Jungen im Alter von 8 (p = 0,04), 11 (p < 0,001), 12 (p < 0,001) und 13 Jahren (p = 0,004) und war am höchsten im Alter von 13 Jahren bei den Mädchen und im Alter von 14 Jahren bei den Jungen. Danach sank der HOMA-IR sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen (p < 0,05). Der Anstieg begann bereits vor dem Eintritt in die Pubertät (Erreichen von Tanner Stadium 2), der sich bei 80,4% der Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren abzeichnete. Der Beginn der Pubertät trat im Mittel im Alter von 11,2 Jahren auf und war zwischen Jungen (11,2 ± 0,09 Jahre) und Mädchen (11,2 ± 0,07 Jahre) nicht unterschiedlich. Das Vorhandensein von Inselautoantikörpern hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis.

Schlussfolgerung: Der Verlauf von Insulinresistenz bei Kindern mit einem erhöhten Typ 1 Diabetes Risiko gleicht den bereits beschriebenen Ergebnissen von gesunden Kindern ohne familiäres Typ 1 Diabetes Risiko. Unsere Analyse bestätigt, dass sich ein Anstieg der Insulinresistenz bereits weit vor physiologischen Veränderungen im Rahmen der Pubertät abzeichnet.