Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P188
DOI: 10.1055/s-0033-1341848

Unterscheiden sich die Insulindosisanpassungen bei Patienten mit Typ-1-Diabetes mellitus mit einer multiplen Insulininjektions- (ICT) oder einer Insulinpumpentherapie (CSII)?

G Kramer 1, B Sanow 1, N Müller 1, C Kloos 1, G Wolf 1, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany

Einleitung: Bei Umstellung von einer ICT auf eine CSII nehmen die Pat. an einer gesonderten Schulung teil. Das Wiederholen, Festigen oder Herausfinden der jeweiligen KE-Faktoren, Korrekturfaktoren und Zielwerte spielt dabei eine wichtige Rolle. Bei modernen Insulinpumpen können diese Parameter in einen „Bolus-Manager“ eingegeben werden, der die Insulindosisanpassung unterstützt. Ziel dieser prospektiven Untersuchung war es zu analysieren, ob es Unterschiede zwischen Pat. mit ICT oder CSII hinsichtlich der Frequenz der Anpassung, dem theoretische Wissen und den Prinzipien der Dosisanpassung gibt.

Methoden: In einer Hochschulambulanz für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen wurden vom 01.08 – 31.10.2012 insgesamt 117 Patienten mit Diabetes mellitus Typ-1 untersucht (91 mit ICT und 26 mit CSII). Die Anzahl der täglichen Insulindosisanpassungen wurde anhand des Diabetestagebuches aus den letzten 28 Tagen ermittelt. Die Art der Insulinanpassung, der KE- bzw. Korrekturfaktor wurden durch ein strukturiertes Interview erfasst. Das Verständnis hinsichtlich Dosisanpassungen wurde durch 5 Fallbeispiele mit typischen Situationen geprüft.

Ergebnisse: Pat. mit CSII hatten die Fallbeispiele in höherem Prozentsatz richtig gelöst (72,3 ± 37,6 vs. 49,9 ± 46,8% p = 0,015). 9 Pat. (34,6%) mit einer Insulinpumpe benutzten einen Bolus-Manager. Diese erzielten ein vergleichbares Ergebnis in der Auswertung der Fallbeispiele wie die übrigen Patienten mit der Pumpe. Einen niedrigeren Blutglukosezielwert im Tagesverlauf gaben Pat. mit einer CSII an (6,3 ± 0,7 vs. 7,0 ± 1,0 p = 0,004). Auch der nächtliche Zielwert war in dieser Gruppe niedriger (6,7 ± 1,0 vs. 7,4 ± 1,2 p = 0,007). Die Auswertung der Tagebücher zeigte, dass Pat. mit CSII öfters Blutglukosewerte zw. 4,0 und 3,0 mmol/l (7,6 ± 8,7 vs. 5,2 ± 1,0 p = 0,028) gemessen hatten und öfters Insulindosisanpassungen/Tag (3,4 ± 2,2 vs. 2,5 ± 0,9 p = 0,007) vornahmen. Die Anzahl der Zusatz-KE's bei Unterzuckerung und/oder vor Aktivitäten war vergleichbar (15,0 ± 14,5 vs. 17,0 ± 16,3 p = 0,70). Durchschnittlich nahmen beide Gruppen eine vergleichbare Anzahl an KE/Tag zu sich (14,8 ± 5,2 vs. 14,8 ± 5,7 p = 0,97) bei vergleichbarer Anzahl der Mahlzeiten/Tag (3,8 ± 1,0 vs. 3,8 ± 0,8 p = 0,92). Der HbA1c-Wert (7,5 ± 1,1 vs. 7,9 ± 1,0% p = 0,12) war bei CSII geringer. 80,8% der Pat. mit CSII gaben an, den gemessenen Blutglukosewert nach Korrekturfaktor bzw. Korrekturschema anzupassen, mit ICT 58,2%. Die übrigen Pat. benutzen keine Regel, sondern korrigierte stets nach Gefühl.

Schlussfolgerungen: Pat. mit einer Insulinpumpe passten ihre Insulintherapie deutlich häufiger an und lösten typische Fallbeispiele zur Dosisanpassung besser, als Pat. mit ICT. Diese strebten auch niedrigere Blutglukosezielwerte im Tages-Nacht-Verlauf an, hatten allerdings auch öfters niedrige Blutglukosewerte. Pumpenpatienten hatten bessere HbA1c-Werte, der Unterschied war jedoch nicht signifikant. Die KE- Menge und Anzahl der Mahlzeiten war in beiden Gruppen vergleichbar.