Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P186
DOI: 10.1055/s-0033-1341846

Intensivierte Insulintherapie mittels Insulininjektionen und Insulinpumpentherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus

R Schiel 1, 2, D Burgard 1, G Kramer 1
  • 1MEDIGREIF Inselklinik Heringsdorf GmbH, Heringsdorf, Germany
  • 2Mathias Hochschule Rheine, Rheine, Germany

Die Indikationen für eine stationäre Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes sind nach Ausschöpfung ambulanter Behandlungsmethoden die Notwendigkeit der Intensivierung einer Therapie, eine Verbesserung des Krankheitsmanagements, des Stoffwechsels und/oder der psychosozialen Teilhabe. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Analyse dieser Ergebnisse bei Kindern und Jugendlichen mit intensivierter Insulintherapie mittels Insulininjektionen (ICT) versus Insulinpumpentherapie (CSII).

Patienten und Methoden: Es wurden alle Kinder und Jugendlichen (n = 901, 52% Mädchen, Alter 11,5 ± 4,0J., Diabetesdauer 4,0 ± 3,6J., HbA1c 7,9 ± 1,3%, BMI 19,6 ± 4,0 kg/m2, Zahl der symptomatischen Hypoglykämien während der letzten 4 Wochen 12,0 ± 10,0) mit Typ-1-Diabetes in die Untersuchung aufgenommen, die 04/2004 bis 10/2010 in der Inselklinik an einer stationären Rehabilitation teilgenommen hatten.

Ergebnisse: Bei Aufnahme hatten 707 Patienten eine ICT, 194 eine CSII. 10% der Kinder waren im Vorschulalter (< 6J.), 26% im Grundschulalter (6 – 11J.), 49% im Pubertätsalter (11 – 16J.) und 15% waren postpubertär (16 – 21J.). Kinder und Jugendliche mit CSII hatten eine längere Diabetesdauer (5,3 ± 3,7 vs. 3,6 ± 3,5J, p < 0,01) bei vergleichbarem HbA1c (8,35 ± 1,71 vs. 8,72 ± 2,26%, p = 0,09), niedrigeren postprandialen Blutglukosewerten (10,0 ± 3,0 vs. 12,2 ± 3,3 mmol/l, p = 0,03), einer vergleichbaren Blutglukoseschwankungsamplitude (9,8 ± 3,2 vs. 9,4 ± 3,4 mmol/l, p = 0,22) und einer höheren Zahl von Blutglukoseselbstkontrollen (45,4 ± 13,3 ± 38,2 ± 11,5 Ko./Wo., p < 0,01). Es zeigte sich eine negative Korrelation zw. HbA1c und der Anzahl der Blutglukoseselbstkontrollen (r =-0,54, p < 0,01). Patienten mit häufigen Blutglukoseselbstkontrollen hatten eine bessere Stoffwechseleinstellung. In der multivariaten Analyse ergab die mittlere Schwankungamplitude der Blutglukosewerte als wichtigster Parameter einen Einfluss auf den HbA1c-Wert (ICT-Gruppe R-square = 0,372, ß= 0,184, p < 0,01, CSII-Gruppe: R-square = 0,313, ß= 0,241, p < 0,01). Weitere Analysen wurden separat für die entsprechenden Altersgruppen durchgeführt.

Schlussfolgerungen: Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes mellitus werden besonders häufig im Pubertätsalter zur stationären Rehabilitation eingewiesen. Gerade hier benötigen viele Jugendliche zur optimalen Stoffwechseleinstellung und psychosozialen Teilhabe besondere Unterstützung (Empowerment, strukturierte Behandlung und Schulung). Fast 1/3 der Kinder und Jugendlichen ist derzeit auf eine CSII eingestellt. Im Vergleich zur ICT ergibt sich bei Kindern und Jugendlichen mit CSII eine vergleichbare Qualität der Stoffwechseleinstellung (HbA1c, symptomatische Hypoglykämien, Blutglukoseschwankungsamplitude) bei allerdings niedrigeren postprandialen Blutglukosewerten. Als wichtigster mit dem HbA1c assoziierter Parameter ergab sich die Schwankungamplitude der Blutglukosewerte. Ziel der Diabetestherapie zukünftig muss insbesondere auch die Verringerung der Blutglukoseschwankungen sein.