Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P183
DOI: 10.1055/s-0033-1341843

Insulinpens im Alltagsgebrauch bergen häufig die Gefahr defizitärer Insulinabgabe

S Brandt 1, D Hochlenert 2
  • 1Schwerpunktpraxis Diabetologie – Berg. Gladbacher Straße, Köln, Germany
  • 2Centrum für Diabetologie, Endoskopie und Wundheilung, Köln, Germany

Insulin wird zu einem großen Teil mithilfe von sogenannten Pens verabreicht. Handhabungsfehler sollten durch Schulung, verbesserte Konstruktionsmerkmale und Funktionskontrollen der Pens vor Gebrauch eine Seltenheit sein. Zahlreiche konstruktionstechnische Veränderungen haben den Gebrauch vereinfacht und die Therapie auch weniger technikaffinen Menschen mit Diabetes zugänglich gemacht. Dies könnte Probleme bei der alltäglichen Anwendung begünstigt haben. Wir überprüften 60 PENs in Gebrauch auf Mängel bei Hygiene, Nadelgebrauch und Funktionalität um Sicherheitsaspekte unter Alltagsbedingungen 2012 zu beleuchten.

Anlässlich des Kölner Diabetikertages 2012 wurden Patienten im Vorfeld der Veranstaltung und später im Eingangsbereich auf das Angebot einer Überprüfung der Insulinpens hingewiesen. Die Überprüfung wurde in 4 Schichten von 6 Diabetesberaterinnen und Diabetesassistentinnen durchgeführt. Während der Prüfung wurden die Ergebnisse in einem Fragebogen festgehalten. Dabei überraschte, wie groß die Menge nicht abgegebenen Insulins im Funktionstest war und auch, wie häufig dies war. Um zu beleuchten, ob dieses Phänomen sich auf besondere Patientengruppen bezieht, wurden die Angaben in Tabellen übertragen und Mittelwerte sowie Signifikanz der Unterschiede mittels zweiseitigem T-Test berechnet.

Es wurden 60 Pen's untersucht, deren Besitzer durchschnittlich 53 Jahre alt waren, seit 17 Jahren Diabetes hatten und seit 13 Jahren Insulin spritzten. Die Hälfte waren Männer, ein Drittel (20) waren Typ 1 Diabetiker und 53 nahmen am DMP teil. 5 Pens waren äußerlich erkennbar kritisch beschädigt, wurden aber weiter verwendet. Zwei hatten Beschädigungen an der Kolbenstange, 2 am Dosierknopf und bei 2 war die Dosierung nicht mehr ablesbar. Kanülen waren bei allen Pens aufgeschraubt, eine hatte Widerhaken, keine war verstopft. Die Patienten gaben an, die Kanüle meist einen Tag zu benutzen, die maximale Angabe betrug 7 Tage. In 7 Pens waren Luftblasen erkennbar, die mehr als 1 mm Durchmesser hatten. Beim Funktionstest kam das erste Insulin nach maximal 16 IE vermeintlich abgegebener Insulinmenge, in 26 Fällen nach 7 bis 10 IE und in 4 Fällen nach 3 bis 6 IE. Wir werteten eine nicht abgegebene Insulinmenge von 3 IE und mehr als klinisch relevant und trennten die getesteten Pens auf dieser Basis in 2 Gruppen. Die Anwender von Pens mit unkritischem Funktionstest waren älter, weniger lange Diabetiker, spritzen aber etwas länger Insulin, hatten die Ampullen länger in Verwendung, waren häufiger im DMP eingeschrieben und häufiger Typ 1 Diabetiker. Keiner der Unterschiede war signifikant.

Zusammenfassung: Patienten tolerieren im Alltag offensichtliche Fehlfunktionen und vernachlässigen Vorsichtsmaßahmen wie den Funktionstest zu oft. Alle untersuchten Patientengruppen sind gleich stark betroffen. Bei den Quartalsuntersuchungen sollte die Kontrolle der Insulinpens zum Standard gehören und die Ergebnisse, insbesondere der Funktionstest, sollten thematisiert werden.