Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P181
DOI: 10.1055/s-0033-1341841

Smartwatch und -phone als Therapie- und Monitoringgerät für Diabetes und Adipositas

G Bieber 1, R Schiel 2, 3
  • 1Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung, Rostock, Germany
  • 2Mathias Hochschule Rheine, Rheine, Germany
  • 3MEDIGREIF Inselklinik Heringsdorf GmbH, Heringsdorf, Germany

Einleitung: Die Häufigkeit von lebensstilbedingten Risikofaktoren und manifeste Stoffwechsel- und kardiovaskuläre Krankheiten (z.B. Diabetes mellitus) sind massiv ansteigend. Daher müssen verbesserte Behandlungsmodelle und Methoden zum Selfempowerment systematisch beforscht und implementiert werden. Hierbei zeigt sich ein mobiles Assistenzsystem auf Basis von Smartwatch und -phone, das eine permanente Aktivitätserfassung und damit verbundene Feedbackfunktion ermöglicht, als besonders vielversprechend. Ein Modell, das in der Chronikerversorgung von Risikopersonen und Patienten mit Stoffwechsel- und/oder kardiovaskulären Erkrankungen eingesetzt werden kann, wird derzeit betrieben vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Kooperation mit der MEDIGREIF Inselklinik Heringsdorf.

Methoden: Damit der Chroniker ein situatives Feedback zur objektiv erfassten Bewegung erhalten kann, werden Smartphones und Smartwatches mit integrierten Beschleunigungssensoren genutzt. Smartwatches sind intelligente Uhren, die mit Sensoren, einer integrierten Funkeinheit sowie einem Display und Vibrationsgeber ausgestattet sind. Mittels Analyse und Klassifizierung der Bewegungsmuster von Körper oder den Extremitäten wird auf die Ausführungart und -dauer der Aktivitäten zurückgeschlossen. Die erfassten Daten werden mit Sollvorgaben verglichen und ermöglichen ein direktes, multimediales Feedback. Dieses System, DiaTrace, stellt daher situativ elektronische Motivationselemente und Begleitinformationen zur Verfügung.

Ergebnisse: Das System wurde bisher im Rahmen von Feasibility-Studien bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht, Adipositas und Diabetes eingesetzt und validiert (Schiel R et al. Appetite 2012; 58: 432 – 7; Schiel R et al. Exp Clin Endocrinol Diabetes 2011;119: 565 – 8). Alle Untersuchungen ergaben eine hohe Akzeptanz der Technologie bei Patienten, Angehöringen und Therapeuten, eine hohe Validität sowie die Reduktion entsprechender pathologischer klinischer Ereignisse. Bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipostas (n = 124, Alter = 13,5 +-2,8 Jahre, BMI = 31,3 ± 5,2 kg/m(2), BMI-SDS = 2,50 ± 0,5) konnte durch die kontinuierliche Bewegungserfassung beispielsweise nicht nur die im Vergleich zur herkömmlichen Therapie bessere Gewichtsreduktion (7,1 ± 3,0 kg, BMI/BMI-SDS Reduktion p < 0,01), sondern auch die psychologisch realistischere Selbsteinschätzung nachgewiesen werden. (Schiel R et al. Appetite 2012; 58:432 – 7) Electronic health technology for assessment of physical activity and eating habits in children and adolescents with overweight and obesity)

Schlussfolgerungen: Während zusätzlich zu tragende Geräte zur Aktivitätserfassung bereits eine Therapieunterstützung ermöglichen, so bieten unaufdringliche zu tragene Systeme einen erheblichen Mehrwert. Besonders die Smartwatch wird als kontinuierliches und auch im Schlaf zu tragendes, multimediales Interaktionsgerät besonders für die Diabetes- und Adipositasbehandlung Einsatz finden.