Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P149
DOI: 10.1055/s-0033-1341809

Nährstoffzufuhr und Lebensmittelverzehr von 8 – 12-jährigen Teilnehmern der TEENDIAB-Studie: Haben Kinder mit erhöhtem Risiko für Typ 1 Diabetes ein verändertes Ernährungsverhalten?

K Weber 1, 2, 3, J Raab 2, F Haupt 1, 2, B Aschermeier 4, A Wosch 1, C Ried 1, O Kordonouri 4, AG Ziegler 1, 2, C Winkler 1, 2
  • 1Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, und Forschergruppe Diabetes, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München-Neuherberg, Germany
  • 2Forschergruppe Diabetes e.V. am Helmholtz Zentrum München, München-Neuherberg, Germany
  • 3Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, Germany
  • 4Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Germany

Fragestellung: Ernährung wird als ein Faktor diskutiert, der möglicherweise die Entstehung von Inselautoimmunität und Typ 1 Diabetes (T1D) beeinflusst. Die Inzidenz des T1D ist in der frühen Kindheit sowie im Jugendalter am höchsten. Aktuell gibt es jedoch nur wenige Studien, die die Ernährung von Kindern kurz vor bzw. zu Beginn der Pubertät mit einem erhöhten Risiko für T1D untersuchen. Dies ist das Ziel der vorliegenden Analyse.

Methodik: Mithilfe des Programms DISHES (Dietary Interview Software for Health Examination Studies) wurde retrospektiv das Ernährungsverhalten der letzten vier Wochen von 268 Kindern mit einem erstgradigen Verwandten im Rahmen der TEENDIAB Studie erhoben. Die Kinder waren zwischen 8 und 12 Jahren alt. Die Nährstoff- und Lebensmittelzufuhr pro Tag wurde mit den Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Österreichischen Gesellschaft für Ernährung, Schweizerischen Gesellschaft für Ernährungsforschung und Schweizerischen Vereinigung für Ernährung (DACH-Referenzwerte) sowie den Empfehlungen der Optimierten Mischkost (OMD, optimized mixed diet) des Forschungsinstituts für Kinderernährung, Dortmund verglichen.

Ergebnisse: Die TEENDIAB-Kinder nahmen 52,0% ihrer Gesamtenergie über Kohlenhydrate auf, 32,6% über Fett und 14,3% über Protein. Die absolute Proteinzufuhr der Kinder lag jedoch um das 1,5-fache über den Referenzwerten. Bei den Mikronährstoffen lagen die Kinder bei Jod mit 58,1% (IQR: 46,1 – 73,3; p < 0,001) der Referenzwerte, bei Folat mit 30,0% (IQR: 23,5 – 37,7; p < 0,001) und bei Vitamin D mit 8,9% (IQR: 5,8 – 13,2; p < 0,001) deutlich unter den DACH-Referenzwerten. Für alle anderen analysierten Mineralstoffe und Vitamine erfüllten sie die Referenzen, überschritten diese allerdings für Natrium um etwa das 3,5-fache und für Vitamin K um ca. das 5-fache (p < 0,001). Auf der Lebensmittelebene hatten die Kinder eine Zufuhr signifikant oberhalb der OMD-Empfehlungen für unerwünschte („ungesunde“) Lebensmittelgruppen wie Fleisch und Wurst sowie Süßwaren, Knabberartikel und gesüßte Getränke und signifikant unterhalb der Empfehlungen für erwünschte („gesunde“) Lebensmittelgruppen wie Obst, Gemüse und stärkereiche Lebensmittel.

Schlussfolgerung: Der Vergleich der Ernährung der TEENDIAB-Kinder mit den DACH-Referenzwerten und den OMD-Empfehlungen zeigt, dass die Kinder zwar unter krankheitspräventiven Aspekten keine ausgewogene Lebensmittelauswahl haben und bei einzelnen Nährstoffen eine möglicherweise kritisch niedrige oder hohe Zufuhr aufweisen. Jedoch scheint dieses Ernährungsverhalten altersgemäß zu sein. Diese Zufuhrmuster auf der Nährstoff- und der Lebensmittelebene konnten sehr ähnlich auch für Kinder ohne familiäres Risiko für T1D in der EsKiMo-Studie gefunden werden.