Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P145
DOI: 10.1055/s-0033-1341805

Psychometrische Validierung eines Assessmenttools zur Einschätzung von Kohlenhydraten und Boluskalkulation für Diabetespatienten mit einer intensivierten Insulintherapie

A Reimer 1, D Ehrmann 1, B Kulzer 1, N Hermanns 1, J Weissmann 2, T Haak 1
  • 1Diabetes Zentrum Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany
  • 2Roche Diagnostics Deutschland GmbH, Mannheim, Germany

Fragestellung: Die erfolgreiche Durchführung einer intensivierten Insulintherapie setzt voraus, dass ein Patient den Kohlenhydratgehalts von Mahlzeiten richtig einschätzt sowie die Menge des kurzwirksamen Insulins richtig berechnet. Bislang gibt es nur wenige Studien, zur Güte dieser Therapieentscheidungen von Patienten und darüber, in welchem Ausmaß Patienten therapierelevante Fehler machen. Ziel dieser Studie ist die Entwicklung eines reliablen und validen Assessmenttools zur Kohlenhydratschätzung und der Erfassung der Boluskalkulation (SAMRT), mit der in der klinischen Praxis überprüft werden kann, in wie weit dies ien Patient adäquat beherrscht.

Methoden: Nach verschiedenen Voruntersuchungen wurden aus einem Itempool mittels einer Itemanalyse 28 Aufgaben extrahiert, welche die Fähigkeit der Kohlenhydratschätzung (12 Items) und zur Boluskalkulation (16 Items) abbilden. Die Aufgaben zur Kohlenhydratschätzung bestanden aus Abbildungen mit einfachen Nahrungsmitteln und komplexen Mahlzeiten. Die Fähigkeit zur Boluskakulation wurde mit Textaufgaben erfragt (Multiple Choice-Verfahren). Zur Erfassung der psychometrischen Qualität von SMART wurden Itemcharakteristika sowie die Reliabilität und Validität bestimmt.

Ergebnisse: An dieser Studie nahmen 300 Diabetespatienten mit einer intensivierten Insulintherapie teil (Alter 43,0 ± 14,2J.; Diabetesdauer 16,7 ± 12,2J.; 51,3 1% männlich; 92% Typ 1 Diabetes; 35,1% mit CSII-Therapie). Die Gesamtskala von SMART wies mit einer mittleren Schwierigkeit von 57,3 ± 43% und einer mittleren Trennschärfe von rit = 0,37 gute Itemcharakteristika sowie eine hohe Reliabilität (Cronbach's α= 0,84) auf. Für die Validität von SMART spricht, dass Patienten mit einem höheren SMART Score einen signifikant niedrigeren HbA1c-Wert (r =-0,15; p = 0,01) sowie niedrigere prä- (r =-0,21; p < 0,01) und postprandiale (r =-0,17; p < 0,01) Blutzuckerwerte aufwiesen. Außerdem hatten Teilnehmer mit einer geringeren Schulbildung einen signifikant geringeren SMART Score (14,9 ± 5,1 vs. 17,9 ± 5,3; p < 0,01) als Personen mit einem höheren Bildungsstand (Abitur oder Hochschulabschluss). Patienten mit einer CSII-Therapie wiesen zudem einen höheren SMART-Score auf als Patienten mit einer multiplen Insulininjektionstherapie (15,5 ± 5,3 vs. 17,1 ± 4,9 p = 0,018).

Schlussfolgerung: Die Untersuchung der psychometrischen Qualität von SMART zeigte, dass es gelungen ist, ein valides und reliables Assessmenttool zur Erfassung von Fertigkeiten zur praktischen Durchführung einer intensivierten Insulintherapie zu entwickeln. Mithilfe von SMART kann ein potenzieller (Nach-) Schulungsbedarf bei Patienten (z.B. KE/BE-Schätztraining) erhoben werden. Ebenso können mithilfe des SMART aber auch Patienten identifiziert werden, für die der Einsatz eines Boluskalkulators sinnvoll sein könnte.

Diese Studie wurde von Roche Diagnostics unterstützt.