Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P142
DOI: 10.1055/s-0033-1341802

Vergleich der Stoffwechseleffekte eines 6-monatigen Krafttrainings gegenüber einem kombinierten Kraft- und Rehasporttraining bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2

S Zeißler 1, A Hillebrecht 2, 3, S Hellmann 3, P Bauer 4, R Walscheid 5, D Hamar 1, FC Mooren 3
  • 1Comenius University, Bratislava, Slovakia
  • 2Volkswagen AG, Baunatal, Germany
  • 3Universität Gießen, Gießen, Germany
  • 4Universitätsklinik Gießen, Gießen, Germany
  • 5MVZ für Laboratoriumsmedizin, Koblenz, Germany

Fragestellung: Die rasante Zunahme der Inzidenz von Diabetes mellitus Typ 2 ist ein weltweites Problem. Eine Lebensstilintervention mit regelmäßiger körperlicher Betätigung spielt eine wesentliche therapeutische Rolle.

In dieser Studie sollen die Effekte eines gerätegestützten Kraftausdauertrainings mit denen eines Kraftausdauertrainings mit zusätzlichem indikationsspezifischen Reha-Sport auf den Stoffwechsel und die Kraftveränderungen verglichen werden.

Methodik: In dieser Studie wurden 55 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 in 2 Gruppen randomisiert. Die Gruppe 1 (GR1) absolvierte einen Kraft-Ausdauer-Zirkel mit anschließendem Placebo-Reha-Sport Training zweimal pro Woche, die Gruppe 2 (GR2) den gleichen Kraft-Ausdauer-Zirkel in Kombination mit internistischem Reha-Sport (jeweils eine Stunde) zweimal pro Woche. Untersucht wurde der HbA1c, die Triglyceridkonzentration, der spirometrisch ermittelte Ruheumsatz pro fettfreie Masse und die Rumpfkraftveränderungen zu Beginn (MZP1) und direkt nach Ende der 6-monatigen Intervention (MZP2).

Ergebnisse: Der HbA1c zeigte in GR1 eine Absenkung von 6,87% auf 6,65% (p = 0,013), in GR2 von 6,81% auf 6,74% (p = 0,173). Die Triglyceride veränderten sich in GR1 nicht signifikant von 2,14 mmol/l auf 2,23 mmol/l und in GR2 signifikant von 1,71 mmol/l auf 1,44 mmol/l (p = 0,01).

Der Ruheumsatz korrigiert um die Fettfreie-Masse (kcal/d*kg-1) veränderte sich in GR1 von 36,17 auf 39,09 (p = 0,018), in GR2 nicht signifikant von 36,64 auf 37,03. Das Kraftniveau in GR1 stieg in der Rumpfextension von 33,1 ± 15,5 kg auf 59,2 ± 19,5 kg (p < 0,001) und in der Rumpfflexion von 28,9 ± 13,2 kg auf 45,5 ± 16,4 kg (p < 0,001). In GR2 zeigte sich bei der Rumpfextension ein Anstieg von 25,6 ± 12,9 kg auf 46,8 ± 17,9 kg (p < 0,001) und bei der Rumpfflexion von 19,9 ± 10,5 kg auf 36,7 ± 15,7 kg (p < 0,001).

Schlussfolgerungen: Bei der Glukosestoffwechselvariablen HbA1c zeigte sich im Gruppenvergleich in der Kraftausdauergruppe mit Plazebo-Reha-Sport eine bessere Wirkung. Als Grund hierfür könnte die signifikante Erhöhung des Ruheumsatzes verantwortlich sein.

Der erhöhte Umfang an Ausdauertraining in der Reha-Sport Interventionsgruppe äußerte sich hingegen in einer Verbesserung der Triglyceridwerte. Auf den Muskelaufbau und somit indirekt auf den Ruheumsatz hatte der erhöhte Trainingsumfang in der gewählten Periodisierung jedoch scheinbar einen eher negativen Einfluss.

Die Kraftentwicklung des Rumpfbereichs verlief in beiden Gruppen signifikant, wobei keine Gruppenunterschiede zu verzeichnen waren.

Anhand dieser Ergebnisse erscheinen beide Trainingsoptionen grundsätzlich für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 geeignet zu sein. Zur genaueren Evaluation der gezeigten Effekte sollten größere Stichproben und vor allem auch ein längerer Zeitraum untersucht werden. Grundsätzlich scheint jedoch ein moderater Trainingseinstieg mit intensiver Betreuung der Patienten ein Hauptkriterium für einen guten Therapieerfolg insbesondere des Glukosestoffwechsels darzustellen.