Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P137
DOI: 10.1055/s-0033-1341797

5-tägige erlebnispädagogische Ferienfreizeit verbessert praxisrelevantes Wissen über den Diabetes und das psychische Befinden bei Kindern mit Typ-1-Diabetes

WR Klare 1, B Bartus 2, C Döring 3, A Kühnle 1
  • 1HBH-Klinikum Radolfzell, Radolfzell, Germany
  • 2Klinikum Stuttgart Olgahospital, Stuttgart, Germany
  • 3HBH-Klinikum Singen, Singen, Germany

Strukturierte Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche mit Typ-1 Diabetes sind erlebnispädagogisch konzipiert und werden durch ein interdisziplinäres Team von Ärzten, Diabetesberaterinnen und pädagogischen Fachkräften betreut. Neben dem Freizeitwert kann die Teilnahme an strukturierten Freizeiten auch das Wissen über den Diabetes und seiner Behandlung verbessern. Ob und in welchen Bereichen es zu einem Wissenszuwachs kommen kann, wurde im Rahmen der Bodenseefreizeit 2012 für Kinder und Jugendliche mit Typ-1 Diabetes untersucht.

Fragestellung: Verändert sich das Wissen über die Diabetesbehandlung nach Teilnahme an einer erlebnispädagogischen Ferienfreizeit? Zeigen sich auch Änderungen im psychischen Befinden der Kinder (definiert als allgemeine Ängstlichkeit) vor und nach der Ferienfreizeit?

Methodik: Das Wissen über den Diabetes wurde mit dem Kinderdiabetesbogen „KiDiBo“ (Bartus et al. 2008) erfasst. Der Test besteht aus 25 Items zu den Bereichen „Selbstkontrolle und Sicherheit“, „Hypoglykämie und Vorbeugung“, „Insulinabgabe und Injektion“ und „Hyperglykämie und Azeton“. Die Beantwortung erfolgt im multiple-choise Modus. Die Häufigkeit falscher und richtiger Antworten wurde getrennt berechnet. Das psychische Befinden wurde mit dem Kinder-Angst-Test „KAT“ (Thurner et al. 2000) gemessen. Der Test enthält 20 Items mit einer 2-stufigen Antwortskala. Beide Fragebögen wurden zu Beginn und am Ende der Freizeit ausgefüllt. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 12.1.

Ergebnisse: An der 5-tägigen Freizeit nahmen 30 Kinder (16 Mädchen) im mittleren Alter von 11,7 ± 1,4 Jahren mit Typ-1-Diabetes teil. Das Manifestationsalter lag im Mittel bei 6,9 ± 3,0 Jahren und die Diabetesdauer betrug 4,4 ± 3,5 Jahre. Die Diabetesbehandlung erfolgte bei 63,3% der Kinder mittels CSII. Das mittlere HbA1c lag bei 7,6 ± 3,5%. Beim Diabetes-Wissenstest zeigte sich eine signifikante Zunahme richtiger (p < 0,05) und eine sehr signifikante Abnahme falscher Antworten (p < 0,001). Besonders deutlich waren die Ergebnisse für die Bereiche „Insulinabgabe und Injektion“ und „Selbstkontrolle und Sicherheit“. Bei Fragen zu „Hypoglykämie und Vorbeugung“ nahmen die falschen Antworten deutlich ab (p < 0,5). Im Bereich „Hyperglykämie und Azeton“ gab es keine signifikanten Änderungen. Die allgemeine Ängstlichkeit der Kinder war am Ende der Ferienfreizeit deutlich geringer als zu Beginn (p < 0,5).

Schlussfolgerungen: Die Teilnahme an der erlebnispädagogischen Ferienfreizeit hat das Wissen über den Diabetes und seiner Behandlung deutlich verbessert. Vor allem in praktischen Bereichen der Behandlung haben die Kinder profitiert. Auch das psychische Befinden (gemessen als allgemeine Ängstlichkeit) hat sich während der Freizeit positiv verändert. Beide Effekte lassen sich durch den Einfluss des sozialen Lernens in der Gruppe und durch die erlebnisorientierte Situationen erklären. Diabetes-erfahrene Betreuer sind für die Umsetzung des erlebnispädagogischen Lernansatzes unerlässlich.