Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P136
DOI: 10.1055/s-0033-1341796

Hoher Schulungsbedarf bei Typ-2-Diabetes: Ergebnisse einer Erhebung zur Schulungssituation in diabetologischen Schwerpunktpraxen

D Ehrmann 1, B Kulzer 1, N Hermanns 1, S Hasche 2, S Silbermann 2, S Thoma 2, T Haak 1
  • 1Diabetes Zentrum Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany
  • 2Berlin-Chemie AG, Berlin, Germany

Fragestellung: Bislang gibt es in Deutschland nur wenige Daten zur Schulungssituation. Im Rahmen einer Fragebogenbefragung wurde die aktuelle Schulungspraxis bei Typ-2-Diabetes in diabetologischen Schwerpunktpraxen (DSP) erhoben. Insbesondere wurden Daten zur Häufigkeit, Art, Inhalten und dem Setting von Schulungen erfragt

Methodik: Insgesamt wurden deutschlandweit 1192 DSP zur Studienteilnahme eingeladen. 818 vollständig ausgefüllte Fragebogen konnten ausgewertet werden. Kategoriale Häufigkeitsangaben wurden ermittelt, indem der jeweilige kategoriale Mittelwert entsprechend der Anzahl der Nennungen gewichtet wurde.

Ergebnisse: Pro Quartal werden in einer DSP im Mittel 627 Menschen mit Typ-2-Diabetes behandelt, ca. 83,5% der insgesamt behandelten Diabetiker pro Quartal. Von diesen hatten 70% bislang an einer strukturierten Gruppenschulung teilgenommen. Ca. 25% der Typ-2-Diabetiker hatten in den letzten 2 Jahren an einer strukturierten Schulung teilgenommen, bei ca. 50% lag die letzte Schulung mehr als 5 Jahre zurück, bei ca. 20% mehr als 10 Jahre. Im Durchschnitt werden in einer Praxis 25,5 Gruppenschulungen für Typ-2-Diabetiker pro Jahr durchgeführt. Die mittlere Gruppengröße liegt dabei bei 6 Teilnehmern pro Kurs. Die meisten DSP (65,4%) bieten die Kursstunden der Schulung ein- bis zweimal pro Woche an. Klassische „Blockschulungen“ werden in 10,6% der teilnehmenden Schwerpunktpraxen durchgeführt. Als wichtigster Effekt einer Schulung bei Typ-2-Diabetes werden auf einer Skala von 1 bis 10 die „Stärkung der Motivation“ (9,4) angegeben, gefolgt von der „Verbesserung der Lebensqualität“ (9,2), einer „hohen Therapiezufriedenheit“ (9,0) und der „Prävention von Folgeerkrankungen“ (8,9). Zu den wichtigsten Schulungsinhalten bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mit Insulin zählen „Ernährungsempfehlungen“ (9,4), „Bedeutung nicht-medikamentöser Therapiemaßnahmen“ (9,2), „Bewegungsempfehlungen“ (9,2), „Motivation“ (9,2), „Stärkung des Selbstmanagements“ (9,0) und „Hypoglykämien“ (9,1).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse geben einen interessanten Einblick in die Schulungssituation von Menschen mit Typ-2-Diabetes in Deutschland, die in einer DSP betreut werden. Immerhin 30% aller Typ-2-Diabetiker wurden bislang noch nie geschult, bei 20% lag die letzte Schulung schon mehr als 10 Jahre zurück. Basierend auf diesen Daten ist daher aktuell von einem relativ großen Schulungs- bzw. Nachschulungsbedarf bei Menschen mit Typ-2-Diabetes auszugehen. Die wichtigsten Effekte einer Typ-2-Schulung sehen die DSP eher in psychosozialen Variablen wie der Steigerung der Motivation sowie der Verbesserung der Lebensqualität und Therapiezufriedenheit.

Diese Studie wurde von der Berlin Chemie AG unterstützt.