Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P132
DOI: 10.1055/s-0033-1341792

Wie passen Patienten mit Diabetes Typ 2 und flexibler Insulintherapie Ihre Insulindosis an?

B Sanow 1, G Kramer 1, N Müller 1, C Kloos 1, G Wolf 1, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany

Fragestellung: Patienten mit einer präprandialen oder intensiven Insulintherapie haben die Möglichkeit Ihre Therapie individuell an ihren Lebensalltag anzupassen. Ob diese Möglichkeit und in welcher Form diese von den Patienten wahrgenommen wird war Gegenstand der Untersuchung.

Methodik: In einer Hochschulambulanz für Endokrinologie u. Stoffwechselerkrankungen wurden vom 01.08. – 31.10.2012 149 Pat. mit Diabetes mellitus Typ 2 und flexibler oder intensivierter Insulintherapie eingeschlossen (Alter 64,7J, Männer 61%, Zeit seit Diabetesdiagnose 19J, BMI 33,8 kg/m2, HbA1c 7,06%). Therapiestrategien mit > 2 Injektionen/d wurden als intensivierte Therapie definiert. Klinische Daten und Laborwerte wurden der elektronischen Patientenakte EMIL® entnommen. Die Art der Insulindosisanpassung und der Korrektur des Blutzuckers wurde durch ein strukturiertes Interview erhoben. Die Häufigkeit von Insulindosisanpassungen, d.h. jede Veränderung der Insulindosis im Vergleich der Insulindosis des Vortages unter Berücksichtigung der Tageszeit, wurde durch manuelle Auswertung des Patiententagesbuchs der letzten 28 Tage ermittelt. HbA1c-Werte wurden DDCT adjustiert.

Ergebnisse: Die Insulindosisanpassung wurde bei 120 Patienten erfasst. Davon führten 10 Pat. (8,3%) keine Anpassung durch. Die übrigen 111 Pat. (91,7%) passten ihre Insulindosis im Mittel 33 mal (min 1, max 117) in 28 Tagen an. Die Insulindosisanpassung erfolgte bei 83 (56%) Pat. ohne feste Regel ausschließlich nach Gefühl. Weitere 39 (26%) Patienten nutzen gelegentlich Erfahrungswerte. Ein Korrekturfaktor zur Anpassung der Insulindosis wurde von 18 (12%) Pat. ausschließlich und weiteren 27 (18%) Patienten gelegentlich genutzt. Die 10-Prozent-Regel wurde von 3 Pat., allerdings nicht ausschließlich angewendet. Von allen Befragten nutzen 37 (24,8%) Patienten ausschließlich die Insulindosisanpassung zur Korrektur des Blutzuckers, 88 (59%) gaben an das Essen zu reduzieren und 84 (56%) Patienten versuchen durch Bewegung den Blutzucker zu senken. Pat. mit Anpassung nach Korrekturfaktoren waren jünger (60,6 vs. 65,7J, p = 0,01), hatten eine kürzere Diabetesdauer (16,3 vs. 19,8J p = 0,01), einen geringeren BMI (32,5 vs. 34,2; p = 0,21) als Pat. mit Anpassung nach Gefühl. HbA1c (7,1 vs. 7,09; p = 0,98), nicht schwere Hypoglykämien/Woche (0,32 vs. 0,29; p = 0,83) und schwere Hypoglykämien/in den letzten 12 Monaten (0,0 vs. 0,01; p = 0,60) unterscheiden sich nicht.

Schlussfolgerungen: Die Möglichkeit der Insulindosisanpassung wird von den meisten Patienten mit Diabetes Typ 2 genutzt. Etwa die Hälfte der Patienten passt die Dosis nicht nach einer Regel an. Eventuell werden diese Regeln nur anfänglich genutzt und durch die zunehmende Erfahrung der Patienten ersetzt oder die Vermittlung der Regeln ist zu kompliziert, bzw. die Regeln selbst sind zu komplex für die alltägliche Anwendung und bedürfen einer Überarbeitung.