Reduzierte Herzfrequenzregulation bei Typ 2 Diabetes und milder Hypoglykämie induziert durch Glibenclamid und körperliche Bewegung

Einleitung: Reduzierte Herzfrequenzvariabilität (HRV) ist mit erhöhter Mortalität verbunden. Die HRV ist ein Teil der Gegenregulation bei Hypoglykämie. Da hypoglykämische Ereignisse in der Therapie des Typ 2 Diabetes zunehmend vorkommen, vermuten wir, dass die HRV schon bei milden hypoglykämischen Ereignissen in Diabetikern reduziert ist.

Methoden: Ein hyperinsulinämisch-hypoglykämischer Clamp wurde an 12 Typ 2 Diabetikern, ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen, und an Nicht-Diabetikern, passend zu Alter, Geschlecht und Gewicht, durchgeführt. In einer zusätzlichen Studie wurden hypoglykämische Ereignisse, induziert entweder durch eine morgendliche Gabe von Glibenclamid (7,0 mg) oder durch körperliche Arbeit, über 24 Stunden erfasst. Blutzuckerspiegel und Elektrokardiogramm wurden kontinuierlich dokumentiert. Serum-Hormonspiegel, hypoglykämische Symptome und Unterarm-Blutfluss wurden zu festgelegten Zeiten bestimmt.

Ergebnisse: Symptomatische hypoglykämische Ereignisse (mittlerer Blutzucker 3,1 ± 0,4 mmol/l) verursachten Veränderungen in den meisten zeit- (SDNN, RMSSD) und frequenz-abhängigen (HF) HRV-Messungen sowohl bei Probanden, als auch Diabetikern. Das Ausmaß der Reduktion der HRV-Parameter war bei Diabetikern mit RMSSD 25 ± 13 ms (Euglykämie) vs. 16 ± 8,7 ms (Hypoglykämie), p 0,01 und High frequency 218 ± 181 ms² (Euglykämie) vs. 89 ± 94 ms² (Hypoglykämie), p 0,03 signifikant niedriger im Vergleich zu gesunden Probanden mit RMSSD 71 ± 25 ms (Euglykämie) vs. 30 ± 6,5 ms (Hypoglykämie), p 0,01 und High frequency 1680 ± 606 ms² (Euglykämie) vs. 432 ± 225 ms² (Hypoglykämie), p 0,002. Glibenclamid morgens eingenommen erhöhte die Zahl milder hypoglykämischer Ereignisse verglichen mit Placebo oder moderater Bewegung. Entsprechend war die mittlere HRV bei Einnahme von Glibenclamid über 24-Stunden reduziert: SDNN 124 ± 17 ms (Placebo) vs. 170 ± 20 ms (körperliche Arbeit) vs. 117 ± 8 ms (Glibenclamid) vs. 146 ± 25 ms (körperliche Arbeit und Glibenclamid), p 0,0005. Der Unterarm-Blutfluss zeigte mit 0,16 ± 0,3 ml/min/kg (Placebo) vs. 0,28 ± 0,3 ml/min/kg (körperliche Arbeit) vs. 0,21 ± 0,2 ml/min/kg (Glibenclamid) vs. 0,29 ± 0,4 ml/min/kg (körperliche Arbeit und Glibenclamid), p < 0,021 signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen.

Zusammenfassung: Die HRV-Antwort auf milde Hypoglykämie ist bei Typ 2 Diabetikern beeinträchtigt. Damit besteht ein erhöhtes Risiko für plötzliche Arrhythmien in Folge milder hypoglykämischer Ereignisse (Soydan N et al., Metabolism 2013).