Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P118
DOI: 10.1055/s-0033-1341778

Gewichtsverlauf bei Typ 2 Diabetes-Patienten unter oraler Diabetestherapie in der Primärversorgung

M Schink 1, H Albach 1, R Brose 1, T Heller 1, N Müller 1, U Zitterbart 2, S Brinkmann 2, K Schmidt 2, K Gneist 3, G Krause 4, G Wolf 1, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany
  • 2Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin, Kranichfeld, Germany
  • 3Facharzt für Allgemeinmedizin, Jena, Germany
  • 4Fachärztin für Allgemeinmedizin, Jena, Germany

Fragestellung: Bei der oralen Diabetestherapie mit insulinotropen oralen Antidiabetika (OAD) kann laut aktuellen Literaturangaben die Nebenwirkung Gewichtszunahme auftreten. Nach der UKPDS-Studie beträgt die Gewichtszunahme bei der Therapie mit Sulfonylharnstoffen rund 1,7 kg mehr als mit Placebo. Wir untersuchten den Gewichtsverlauf seit Therapiebeginn bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 mit OAD-Therapie in der Primärversorgung.

Methodik: In einem Zeitraum von 6 Wochen wurden 116 Patienten mit Typ 2 Diabetes (Alter 68,6J, Diabetesdauer 10,7J, HbA1c 7,3% (56,3mmol/mol), BMI 30,7 kg/m2, 50% Frauen) in 3 Thüringer Hausarztpraxen mithilfe eines standardisierten Interviews über die Einnahme von OAD und Gewichtsentwicklung seit Beginn der Therapie (bzw. erstes dokumentiertes Gewicht) befragt. Der jährliche Gewichtsverlauf wurde erfragt (n = 62) oder aus der Akte entnommen (n = 54) und anhand der Einnahme von insulinotropen (Sulfonylharnstoffe, Glinide) und nicht-insulinotropen OADs (Biguanide, DPP4, GLP1 Analoga, α-Glucosidase-Hemmer) analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt sank das Gewicht aller Patienten im Follow up von 4,34J von 88,1 kg auf 86,6 kg. Patienten mit nicht insulinotropen OAD (n = 93, Alter 67,7J, Diabetesdauer 9,4J, HbA1c 7,2% (55,2mmol/mol), BMI 30,7 kg/m2, 46,2% Frauen) hatten bei Beginn der Therapie im Mittel ein Gewicht von 89,5 kg (n = 91). Das dokumentierte Gewicht (n = 45) betrug initial 86,6 kg und sank nach 4J (n = 23;ini 87,2 kg) auf 85,8 kg (2J (n = 34) -1,7 kg, 3J (n = 24) -1,6 kg). Das erfragte Gewicht (n = 46) betrug initial 92,3 kg und sank nach 4J (n = 25;ini 93,7 kg) auf 90,8 kg (2J (n = 36) -1,93 kg, nach 3J (n = 28) -3,34 kg).

Patienten mit insulinotropen OAD (n = 23, Alter 72,4J, Diabetesdauer 7,8J, HbA1c 7,4% (57,4mmol/mol), BMI 30,5 kg/m2, 65,2% Frauen) hatten intial ein Gewicht von 82,6 kg (n = 22). Dokumentiertes Gewicht betrug initial (n = 9) 91,3 kg und sank nach 4J (n = 4;ini 78,8 kg) auf 76,8 kg (2J (n = 6) -2,0 kg, nach 3J (n = 4) -1,0 kg). Erfragtes Gewicht (n = 13) war initial 76,6 kg und sank nach 4J (n = 10;ini 79,2 kg) auf 80,7 kg (2J (n = 12) -0,83 kg, nach 3J (n = 12) -1,24 kg). Die mittlere Gewichtsveränderung der Patienten mit nicht insulinotropen OADs (n = 91) im mittleren Gesamtfollow-up von 4,34J war bei dokumentiertem Gewicht (n = 45) -0,80 kg und bei erfragten Angaben (n = 46) -2,52 kg.

Patienten mit insulinotropen OAD (n = 22) nahmen nach dokumentierten Angaben (n = 9) im Durchschnitt -1,78 kg ab und bei erfragten Angaben -2,48 kg (n = 13). Die Gewichtsveränderungen in den beiden Gruppen waren nicht signifikant unterschiedlich.

Schlussfolgerung: Entgegen der bisher verfügbaren Evidenz zeigte sich in unseren Analysen aus dokumentierten und erfragten Gewichtsangaben innerhalb der Primärversorgung sowohl in der nicht insulinotropen, als auch in der insulinotropen Diabetes-Therapieform eine leichte Gewichtsreduktion. Hierbei war der erfragte Gewichtsverlust höher als der dokumentierte.