Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - P113
DOI: 10.1055/s-0033-1341773

Erste Ergebnisse der PPS-Diab (Prädiktion, Prävention und Subklassifikation von Typ-2-Diabetes mellitus)-Studie: Phänotypische Charakterisierung von Frauen nach Gestationsdiabetes- Ansätze für Prävention?

K Tröndle 1, 2, U Ferrari 1, 2, L Holland 1, 2, C Schendell 1, 2, M Fugmann 1, 2, F Banning 1, 2, M Weise 1, 2, V Sacco 1, 2, H Grallert 2, M Breier 2, H Hetterich 3, N Kammer 3, M Hunger 2, R Holle 2, K Parhofer 4, M Hrabé de Angelis 2, J Seißler 1, 2, A Lechner 1, 2
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • 2Helmholtz Zentrum München, München, Germany
  • 3Institut für Radiologie, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • 4Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München, München, Germany

Hintergrund: Der Typ-2-Diabetes (T2D) ist ein sehr heterogenes Krankheitsbild, dessen frühe Vorhersage und Subklassifikation derzeit nicht ausreichend möglich ist. Frauen, die einen Gestationsdiabetes (GDM) hatten, sind ein geeignetes Kollektiv, um diese Probleme anzugehen. Bei diesen Personen besteht sehr hohes individuelles Diabetesrisiko. Gleichzeitig sind früh nach der Indexschwangerschaft Stoffwechseluntersuchungen in Normoglykämie möglich.

Fragestellung: Wodurch unterscheiden sich Frauen nach Gestationsdiabetes im Glukosestoffwechselprofil und in anderen metabolischen Parametern, sowie in den Bereichen sportliche Aktivität, Psychosomatische Erhebung und Ernährung von Frauen nach normoglykämer Schwangerschaft?

Methodik: Prospektive Kohorten-Studie beginnend im ersten Jahr nach der Indexschwangerschaft zur Identifikation von Risikomarkern und personalisierten Interventionsansätzen und zur Prädiktion von T2D mit Querschnittanalysen, die hier als erste Ergebnisse dargestellt werden sollen.

Zur Erhebung dieses Risikoprofils wird eine Genotypisierung und Phänotypisierung von klinischen und laborchemischen Untersuchungen mit validierten Fragebögen, oGTT, ivGTT, euglykämer hyperinsulinämer Glucose Clamp, Spiroergometrie und MRT/MRS erhoben. Hinzu kommt die Bestimmung von Biomarkern aus Plasma, Serum, PBMCs, Stuhl- und Urinproben mit Omics-Technologien.

Ergebnisse: In dieser ersten explorativen Analyse sind 97 Probandinnen 9 ± 3 Monate nach der Schwangerschaft eingeschlossen worden, davon 49 Probandinnen mit insulinpflichtigem GDM, 24 mit diätetisch behandeltem GDM und 24 ohne GDM (normoglykäme Schwangerschaft).

Das Alter der Probandinnen betrug in den 3 Gruppen: 35,69 ± 3,8; 34,88 ± 4,17; 35,42 ± 3,90 Jahre. Der BMI lag bei 27,35 ± 6,13; 23,98 ± 4,02 und 23,86 ± 2,99 kg/m2. Der mittels BIA-Waage gemessenen Körperfettanteil in % betrug 34,40 ± 8,30; 31,95 ± 5,02; 31,95 ± 5,60. Bei Post-GDM Probandinnen fand sich bei dieser ersten Visite nach 9 ± 3 Monaten bei 13 Probandinnen im oGTT eine IFG, bei 10 Probandinnen eine IGT, bei 3 IGT+IFG und bei 3 ein T2D.

In der Spiroergometrie zeigten sich in den Gruppen mit verschlechterter Glukosetoleranz Unterschiede z.B. im VO2peak [ml/(min*kg)]: NGT: 25,76 ± 6,95; IFG: 21,26 ± 6,02; IGT: 20,81 ± 2,98; IGT + IFG: 18,70 ± 5,63; T2D: 19,60 ± 6,02.

Auswertungen zur Assoziation zwischen Glukosetoleranz und anderen physiologischen Parametern werden momentan durchgeführt.

Diskussion: Diese ersten Ergebnisse der PPS-Diab Studie belegen eine hohe Prävalenz von Glukosestoffwechselstörungen bei Patientinnen nach GDM, die mit einem höheren BMI und verminderter körperlicher Fitness assoziiert sind. Da sich aber auch fließende Übergänge in den erhobenen Parametern von Fällen zu Kontrollen zeigten, sind weitere Follow-up Untersuchungen notwendig, um zu klären, wann und in welcher Subgruppe dieser Hochrisikopopulation eine Interventionsmaßnahme angesetzt werden sollte.