Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV80
DOI: 10.1055/s-0033-1341740

Immunvermittelte, mikrovaskuläre und neuropathologische Veränderungen der Haut bei kürzlich diagnostiziertem Typ 2 Diabetes

A Strom 1, J Brüggemann 1, I Ziegler 1, S Nowak 1, B Nowotny 1, K Müssig 1, 2, M Roden 1, 2 D Ziegler 1, 2, für die DDS Gruppe Düsseldorf, Germany
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Institut für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Germany
  • 2Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Hintergrund: Mikrovaskuläre und immunvermittelte Prozesse werden als pathogenetische Faktoren bei der Entstehung und Progression der diabetischen Neuropathie diskutiert. Eine Schlüsselrolle in der kutanen Immunabwehr spielen Langerhans-Zellen, bei denen es sich um antigenpräsentierende und phagozytierende dendritische Zellen in der Epidermis handelt.

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es festzustellen, inwieweit bereits in einer frühen Phase des Typ 2 Diabetes immunvermittelte, mikrovaskuläre und neuropathologische Veränderungen der Haut nachweisbar sind.

Probanden/ Methoden: Bei 112 Teilnehmern der Deutschen Diabetes Studie mit T2D (Alter: 55,7 ± 11 Jahre; Männer: 70,5%; BMI: 31,8 ± 5,9 kg/m2; Diabetesdauer: 1,7 ± 1,1 Jahre, HbA1c: 6,6 ± 1,2%) und 83 Kontrollpersonen (Alter: 54,0 ± 18,1 Jahre; Männer: 65,1%; BMI: 24,7 ± 3,6 kg/m2) wurde eine Hautbiopsie (Durchmesser: 3 mm) am distalen lateralen Unterschenkel entnommen und immunhistochemisch untersucht. Zur Quantifizierung der intraepidermalen Nervenfaserdichte (IENFD) wurde beim Gesamtkollektiv PGP 9.5 als pan-neuronaler Marker verwendet. Bei zwei Teilkollektiven wurden als Marker CD31 für die prozentuale Fläche der Endothelzellen und Langerin (CD207) für die Anzahl der Langerhans-Zellen eingesetzt. Das Vorliegen einer Polyneuropathie wurde anhand der motorischen und sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) in 4 Nerven, der Vibrations- und Temperaturwahrnehmungsschwellen (VPT; TPT), des Neuropathy Symptom Scores (NSS) und des Neuropathy Disability Scores (NDS) erfasst. Die statistischen Analysen erfolgten unter Verwendung von t-Tests und Korrelationskoeffizienten (SPSS).

Ergebnisse: Patienten mit T2D zeigten im Vergleich zu den Kontrollpersonen eine signifikant reduzierte IENFD (10,0 ± 3,2 vs. 7,9 ± 3,1 Fasern/mm; P< 0,0001) sowie herabgesetzte motorische NLG des N. peronaeus (43,3 ± 5,6 vs. 47,6 ± 4,4 m/s; P< 0,001) und sensible NLG des N. suralis (42,6 ± 5,9 vs. 46,9 ± 4,4 m/s; P< 0,001). Die subepidermale Endothelzellfläche war in der ersten T2D-Subgruppe (n = 63) mit 3,48 ± 2,24% im Vergleich zu 4,24 ± 2,56% in der Kontrollgruppe (n = 58) grenzwertig signifikant herabgesetzt (P= 0,086). Die Anzahl der epidermalen Langerhans-Zellen war in der zweiten T2D-Subgruppe (n = 37) mit 390 ± 155 Zellen/mm2 im Vergleich zur Kontrollgruppe (n = 39) mit 545 ± 163 Zellen/mm2 signifikant vermindert (P< 0,001). In den Subgruppen mit T2D korrelierte die IENFD signifikant mit der Anzahl der epidermalen Langerhans-Zellen (r = 0,363; P= 0,027), jedoch nicht mit der subepidermalen Endothelzellfläche (r =-0,10; p = 0,447).

Schlussfolgerungen: Patienten mit T2D zeigen bereits kurzfristig nach Diagnosestellung gleichzeitig einen Verlust der kleinkalibrigen intraepidermalen Nervenfasern und Dysfunktion der großkalibrigen Fasern. Dieser Faserverlust geht eher mit reduzierter kutaner Immunabwehr als mit mikrovaskulärer Minderversorgung einher.