Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV73
DOI: 10.1055/s-0033-1341733

Assoziation zwischen Immunmediatoren und metabolischen Parametern bei Typ 1 Diabetes: zentrale Rolle von Interleukin 1 Rezeptorantagonist

H Kolb 1, K Lückemeyer 2, T Heise 2, C Herder 3, NC Schloot 3, W Koenig 4, L Heinemann 2, S Martin 1
  • 1Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • 2Profil Institut für Stoffwechelforschung, Neuss, Germany
  • 3Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, Germany
  • 4Universität Ulm, Ulm, Germany

Fragestellung: Es wurde geprüft, ob beim frisch-manifesten Typ 1 Diabetes das systemische Immunmilieu mit der Betazellfunktion und weiteren Charakteristika der Patienten assoziiert ist.

Methodik: Alle Patienten (n = 89, Alter 30 ± 7 Jahre) der multizentrischen Interventionsstudie mit Atorvastatin (Studie DIATOR) wurden zum Zeitpunkt des Studienbeginns analysiert. Aufnahmekriterien für die Studie waren ein positiver Befund für Inselautoantikörper (GADA, IA-2A oder ICA) sowie das Vorliegen eines insulinpflichtigen Diabetes seit 2 Wochen bis 3 Monaten.

Ergebnisse: Die 14 untersuchten Immunmediatoren bildeten ein Netzwerk definiert durch signifikante Korrelationen (p < 0,05, Spearman Rangkorrelation) zwischen ihren Serumkonzentrationen. Eine zentrale Rolle nahm dabei Interleukin-1-Rezeptorantagonist (IL-1RA) ein, weitere zentrale Mediatoren waren die Entzündungsmediatoren CRP + IL-6, die löslichen Adhäsionsmoleküle sICAM-1 + E-Selektin, und das Chemokin MCP-4. IL-1RA war als einziger Mediator mit allen dieser Mediatorklassen assoziiert. Die beiden Vertreter der Th1 Immunität, IFNγ und IP-10 waren nicht im Netzwerk eingebunden. Alle Korrelationen waren positiv (r = 0,25 bis 0,75), d.h. bei erhöhten Spiegeln von pro-inflammatorischen Immunmediatoren waren auch die Konzentrationen der gegenregulatorischen Mediatoren erhöht. Die zentrale Rolle des anti-inflammatorischen Mediators IL-1RA wurde dadurch bestätigt, dass er als einziger (positiv) mit der Betazellfunktion (basale und Mahlzeiten-stimulierte C-Peptidspiegel) assoziiert war (r = 0,31 und 0,24, p = 0,003 und 0,025). Erstaunlich wenige Assoziationen des Immunnetzwerkes gab es mit anderen metabolischen Parametern (BMI, HbA1c, Insulindosis, Cholesterintypen, Triglyzeride) oder generellen Parametern (Alter, Geschlecht). Es war aber auffällig, dass Assoziationen primär mit Kernelementen des Immunmediatornetzwerkes (IL-1RA, CRP, IL-6, sICAM-1, MCP-4) vorkamen.

Schlussfolgerung: Beim frisch-manifestem Typ 1 Diabetes bilden Akutphasenproteine, Zytokine, Chemokine und lösliche Adhäsionsproteine ein systemisches Netzwerk, das reguliert ist. D.h., die Spiegel antagonistischer Mediatoren sind parallel erhöht oder erniedrigt. Unter wenigen zentralen Elementen hat IL-1RA eine dominante Rolle und ist als einziger Mediator mit der Betazellfunktion (positiv) assoziiert. Mit anderen metabolischen oder generellen Parametern hat das Immunmediatornetzwerk wenige Assoziationen, sie betreffen aber meist Kernelemente des Netzwerkes.