Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV69
DOI: 10.1055/s-0033-1341729

3 Jahre bayernweites Diabetes Register DiMelli: Ergebnisse und Analyse neuer Instrumente zur Klassifikation von Diabetes im Kindes- und Jugendalter

K Warncke 1, 2, 3, M Krasmann 1, R Puff 1, D Dunstheimer 4, AG Ziegler 1, 2 A Beyerlein 1, und die DiMelli Studiengruppe
  • 1Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, und Forschergruppe Diabetes, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Neuherberg, Germany
  • 2Forschergruppe Diabetes e.V., Neuherberg, Germany
  • 3Kinderklinik München Schwabing – Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Schwabing, StKM GmbH und Klinikum rechts der Isar (AöR), Technische Universität München, München, Germany
  • 41. Klinik für Kinder und Jugendliche, Klinikum Augsburg, Augsburg, Germany

Fragestellung: Das DiMelli Register in Bayern existiert seit 2009 und erfasst Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit neu manifestiertem Diabetes mellitus. Ziel des Registers ist es, unterschiedliche Diabetes-Phänotypen anhand klinischer, immunologischer, metabolischer und genetischer Marker zu charakterisieren. Neue Instrumente zur Klassifikation, die über die „klassische“ Einteilung Typ 1 Diabetes (T1D) und Typ 2 Diabetes (T2D) hinausgehen, sollen etabliert werden.

Methoden: Im DiMelli Register werden Patienten aus Bayern unter 20 Jahren mit einer Diabetesdauer unter sechs Monaten erfasst. Zusätzlich zu anthropometrischen Messungen wird zum Zeitpunkt der Erfassung ein strukturierter Fragebogen ausgefüllt und eine Blutentnahme zur Bestimmung von T1D-assoziierten Autoantikörpern (Ak), nüchtern-C-Peptid, HbA1c, Fettstoffwechselparametern, HLA-Typ und T2D-assoziierten Genen durchgeführt. Aus den Messwerten zu Taillenumfang, HbA1c und Triglyzeriden wurde der Insulinsensitivitäts-Score nach Dabelea et al., 2011, berechnet und in ROC-Analysen mit C-Peptid und BMI-Perzentile hinsichtlich der Prädiktion von T1D-assoziierter Ak-Positivität (≥1 Ak) verglichen. Die Datenanalyse erfolgte mit den statistischen Programmpaketen SPSS 19.0 (SPSS, Chicago, IL) und R 2.14.1. (http://cran.r-project.org).

Ergebnisse: Von 04/2009 bis 06/2012 wurden 630 Patienten (54% männlich) registriert. 82,9% wurden als „autoimmune“ (mehrere positive Ak), 10,2% als „intermediäre“ (1 Ak) und 7,0% als „non-autoimmune“ (kein Ak-Nachweis) Fälle klassifiziert. Signifikante Unterschiede zwischen den drei Gruppen fanden sich hinsichtlich Blutzucker (Kruskal-Wallis-Test: p = 0,004; höchster Mittelwert bei autoimmunen Fällen), Alter bei Diagnose (p = 0,049), C-Peptid (p < 0,001), Triglyzeriden (p = 0,026) und BMI-Perzentilen (p < 0,001; letztere Werte jeweils am höchsten in der non-autoimmunen Gruppe). In einer Hauptkomponentenanalyse konnte jedoch keine klare Separation nach Ak-Status nachgewiesen werden; vielmehr beruhte ein Großteil der beobachteten Variabilität in den Daten auf Alterseffekten. In ROC-Analysen erwies sich der Insulinsensitivitäts-Score mit einer Area under the curve (AUC) von 63,2% als etwas schlechterer Prädiktor für Ak-Positivität als C-Peptid (AUC = 68,5%) und BMI-Perzentile (AUC = 66,9%).

Schlussfolgerung: Es erscheint fraglich, ob es sinnvoll ist, allein den Nachweis und die Anzahl der Antikörper im Blut zur Definition unterschiedlicher Diabetes-Phänotypen zu verwenden, da zumindest in jungen Patienten Unterschiede in Stoffwechsel- und anthropometrischen Parametern auch wesentlich durch das Alter bestimmt werden. Der Insulinsensitivitäts-Score nach Dabelea et al. stellt keinen besseren Marker für Autoimmunität dar als C-Peptid oder BMI.