Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV54
DOI: 10.1055/s-0033-1341714

Die Rolle des MAPK Signalweges bei der Palmitinsäure-induzierten Insulinsekretion und dem apoptotischen Beta-Zelltod

G Kaiser 1, CA Teutsch 1, F Gerst 1, 2, HU Häring 1, 2, S Ullrich 1, 2
  • 1Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • 2Institut für Diabetesforschung und Metabolische Krankheiten des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen, Mitglied des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD e.V.), Tübingen, Germany

Mitogen aktivierte Proteinkinasen (MAPK) sind an verschiedenen physiologischen Prozessen, wie der Differenzierung, Proliferation oder Apoptose beteiligt. In Insulin-sezernierenden Zellen werden die über diese Kinasen vermittelten Signalwege durch Glukose und langkettige freie Fettsäuren (FFAs) aktiviert. Die Rolle der MAPK Signalwege in Beta-Zellen ist allerdings nicht vollständig verstanden. FFAs stimulieren akut die Glukose-induzierte Insulinsekretion (GIIS), wohingegen eine chronische Erhöhung von FFAs zusammen mit Glukose Apoptose auslöst. Der insulinotrope Effekt von FFAs wird über die Aktivierung des Gq-gekoppelten Fettsäurerezeptors 1 (FFAR1/GPR40) vermittelt und resultiert über Phospholipase C in einem IP3-abhängigen Anstieg des zytosolischen Ca2+ und in einer Diacylglycerol-induzierten Aktivierung der Proteinkinase C (PKC). Einerseits stimulieren PKCs, z.B. nach Aktivierung durch Phorbolester (PMA), die Insulinsekretion, andererseits vermitteln PKCs, im Speziellen PKCdelta, die Palmitinsäure-induzierte Apoptose. Diese Studie untersucht den Mechanismus und die Rolle der ERK1/2 Aktivierung durch FFAs in Insulin-sezernierenden Zellen.

Kurz- (1h) und Langzeit- (24h) Effekte von Palmitinsäure (600µM in Anwesenheit von 10% fötalem Kälberserum (FCS) oder 50µM gekoppelt an 1, 2% FCS) wurden in INS-1E Zellen und isolierten Inseln aus Wildtyp und FFAR1 Knockout (KO) Mäusen untersucht. Signalwege wurden pharmakologisch beeinflusst. Die Menge und der Phosphorylierungsgrad involvierter Proteine wurden durch Westernblot-Analysen untersucht. Die Apoptoserate wurde durch terminale Deoxynucleotidyltransferase-vermittelte dUTP-Endmarkierung (TUNEL) analysiert.

Kurz- und Langzeitbehandlung mit Palmitinsäure erhöhte signifikant die ERK1/2 Phosphorylierung in INS-1E Zellen. Dieser Effekt wurde durch den MEK1 Inhibitor PD89059 (10µM) gehemmt. Auch eine Inkubation mit PMA (100 nM) stimulierte die Phosphorylierung von ERK1/2. Der Effekt von PMA war transient und nach 24h nicht mehr sichtbar. Die Phosphorylierung von ERK1/2 wurde nicht über FFAR1/GPR40 vermittelt, da Palmitinsäurebehandlung zu einer Phosphorylierung von ERK1/2 sowohl in Inseln aus Wildtyp-, als auch aus FFAR1-KO Mäusen führte. Die Hemmung von ERK1/2 durch PD98059 hatte keinen Effekt auf die Palmitinsäure- und Glukose-stimulierte Insulinsekretion. Der pro-apoptotische Effekt von Palmitinsäure hingegen wurde durch den ERK1/2 Inhibitor verstärkt. PMA löste keine Apoptose aus.

Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Aktivierung von ERK1/2 durch Palmitinsäure und Glukose die Insulinsekretion nicht direkt beeinflusst, aber dem pro-apoptotischen Effekt von Palmitinsäure entgegenwirkt.