Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV49
DOI: 10.1055/s-0033-1341709

Assoziation von glykämischer Kontrolle und Hypoglykämien mit Persönlichkeitsvariablen und Resilienz bei Patienten mit Diabetes mellitus

WC Keweloh 1, F Zillich 2, K Wick 2, N Müller 1, C Kloos 1, T Lehmann 3, G Wolf 1, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Germany
  • 3Universitätsklinikum Jena, Institut für Medizinische Statistik, Jena, Germany

Strukturierte Behandlungs- und Schulungsprogramme für Patienten mit Typ 1 (T1DM) und Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) verbessern den HbA1c, die Anzahl an Hypoglykämien und die Dosisanpassung. Aber nicht jeder erreicht dadurch das Behandlungsziel. Persönlichkeitsvariablen sind bei chronisch Kranken ein Prädiktor für Mortalität und Komplikationen. Die Persönlichkeitsvariablen Extraversion (EX), Neurotizismus (NE), Verträglichkeit (AG), Gewissenhaftigkeit (CO) und Offenheit für neue Erfahrungen (OP) sowie die Resilienz (RES) könnten Therapieerfolg oder -versagen erklären.

In einer Querschnittsstudie wurden über ein Quartal bei 669 Patienten die Kurzversion des Big Five Inventory (BFI-S), die Resilienz (RS-13), die Behandlungszufriedenheit (DTSQ standard) und der Soziale Ökonomische Status (SES) erfasst [162 T1DM, Alter 52,17 Jahre, Diabetesdauer 20,05 Jahre, HbA1c 7,5%, BMI 26,6 kg/m2; 507 T2DM, Alter 67,43 Jahre, Diabetesdauer 15,4 Jahre, HbA1c 7,31%, BMI 32,9 kg/m2]. Der Therapieerfolg wurde anhand von HbA1c, Blutdruck, BMI sowie schweren und nicht schweren Hypoglykämien gemessen.

Patienten mit T2DM und höheren Werten für CO zeigten einen niedrigeren HbA1c, R =-0,106 [-0,504; -0,05]. Die Persönlichkeitsvariablen und RES wiesen keine Korrelation zu Hypoglykämien auf. In der Subgruppenanalyse, dem Vergleich der höchsten und niedrigsten Werte der Persönlichkeitsvariablen, zeigten Patienten mit höheren Werten für EX, OP und CO einen signifikant (p < 0,05)höheren SES [EX 12,73 vs. 11,02/OP 12,51 vs. 10,58/CO 12,15 vs. 10,46], weniger Polyneuropathie, höhere Werte für RES [EX 75,41 vs. 64,07/OP 74,55 vs. 66,61/CO 75,78 vs. 64,94], geringere Werte für NE [EX 3,34 vs. 3,7/OP 3,59 vs. 3,6/CO 3,47 vs. 3,72] und benötigten weniger Insulin [EX 33,84 vs. 49,89/OP 34,85 vs. 47,28/CO 34,42 vs. 58,29 U/d]. Höhere Werte für NE korrelierten mit einem höheren BMI [35,72 vs. 32,69 kg/m2, p < 0,05] und niedrigeren Werten für EX, AG und RES [62,8 vs. 74,26, p < 0,01]. Patienten mit T1DM zeigten keine signifikanten Korrelationen zwischen Persönlichkeitsvariablen oder RES mit dem HbA1c, BMI und Hypoglykämien. In der Subgruppenanalyse [p < 0,05] waren höhere Werte für CO mit einem höheren SES [13,02 vs. 10,91], höhere Werte für NE mit einem niedrigeren SES [11,5 vs. 13,6] und DTSQ [24,88 vs. 27,82] verknüpft. T1DM und T2DM mit höheren Werten für RES und AG korrelierten positiv mit der Behandlungszufriedenheit.

Abgesehen von einer Korrelation zwischen CO und dem HbA1c bei T2DM wurde kein signifikanter Einfluss der Persönlichkeitsvariablen oder der RES auf den HbA1c und die Anzahl der Hypoglykämien gefunden. Höhere Werte für RES und AG korrelierten positiv mit einer höheren Behandlungszufriedenheit. Scheinbar können psychisch gesunde Personen besser mit krankheitsassoziiertem Stress umzugehen. Die Teilnahme an strukturierten Programmen gleicht Unterschiede im SES aus (Bäz L, Diabet Med 2012). Ein ähnlicher Effekt könnte bei Unterschieden in den Persönlichkeitsvariablen auftreten.