Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV32
DOI: 10.1055/s-0033-1341695

Effekte auf kardiovaskuläre Risikofaktoren nach Stressreduktions-Training bei Diabetes mellitus Typ 2 Patienten mit Mikroalbuminurie – 2-Jahres Ergebnisse der Heidelberger Diabetes und Stress-Studie (HEIDIS)

S Kopf 1, F Feier 1, M Hartmann 2, D Oikonomou 1, W Herzog 2, PM Humpert 1, 3, PP Nawroth 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 2UniversitätsKlinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 3Stoffwechselzentrum Rhein-Pfalz, Speyer, Germany

Fragestellung: Leitlinien für Diabetes mellitus Typ 2 empfehlen eine medikamentöse Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren mittels Blutzucker-, Blutdruck- und Lipidkontrolle. Der Zusammenhang zwischen psychosozialen Stress, Diabetes und kardiovaskulärem Risiko rückt immer mehr in den Fokus der Wissenschaft. Die Heidelberger Diabetes und Stress – Studie (HEIDIS) untersucht die Effekte von Stressreduktion auf Diabetes mellitus und seine Komplikationen. Positive Effekte auf Lebensqualität, Depression, Stress und Blutdruck ein Jahr nach Intervention konnten bereits gezeigt werden. Die aktuelle Fragestellung: welche Effekte hat die Intervention auf Stresshormone und Surrogatparameter für vaskuläre Schäden, und hält dieser Effekt über 2 Jahre an?

Methodik: HEIDIS ist eine randomisiert, kontrollierte Studie mit 110 Typ 2 Diabetes Patienten mit bestehender Mikroalbuminurie. Die Interventionsgruppe (n = 53) nimmt 8 Wochen an einem Aufmerksamkeits-basierten Stressreduktions-Training (MBSR) teil im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Standardtherapie. Primärer Endpunkt ist die Reduktion der Albuminurie, sekundäre Endpunkte sind HbA1c, 24h-Blutdruck, Intima-Media-Dicke, kardiovaskuläre Ereignisse, sowie Stress, Depression und krankheitsbezogene Lebensqualität. Das Follow-up erfolgte direkt nach Intervention (10 Wochen) und anschließend jährlich. Die Analyse erfolgte als Intention-to-treat mittels Kovarianzeanalyse.

Ergebnisse: Gleichzeitig zur bereits gezeigten Verbesserung von Stress, Depression und mentaler Lebensqualität, kam es in der Interventionsgruppe zu einem Abfall der Normetanephrine direkt nach Intervention (45,9 vs. 56,7pg/ml; p < 0,05) und einem Abfall der Metanephrine nach einem Jahr (15,2 vs. 19,8pg/ml; p < 0,05). Simultan dazu hatte die Interventionsgruppe nach einem Jahr signifikant verbesserten arteriellen Mitteldruck im Vergleich zur Kontrollgruppe (95,8 vs. 100,4 mmHg; p < 0,05), sowie Reduktion der systolischen Blutdruckspitzen (196,7 vs. 215,3 mmHg; p < 0,01). Außerdem zeigten sich in der Interventionsgruppe eine Reduktion der Intima-Media-Dicke (0,84 vs. 0,90 mm; p < 0,01) und ein Trend zur Reduktion der Albumin-Kreatinin-Ratio (36,8 vs. 54,8 mg/g; p = 0,05) nach einem Jahr. Diese Effekte waren unabhängig von Blutzuckerkontrolle und Medikation. Nach zwei Jahren bleibt die verbesserte mentale Lebensqualität erhalten (53,1 vs. 43,5; p < 0,01) sowie ein stabiler Trend bei dem Depressions-Score (5,6 vs. 7,0; p = 0,1). Die Effekte auf Stresshormone, Blutdruck, Intima-Media-Dicke und Albumin-Kreatinin-Ratio gingen verloren.

Schlussfolgerung: Ein Jahr nach einem Stressreduktions-Training zeigten sich bemerkenswerte Verbesserung der kardiovaskulären Risikofaktoren bei Typ 2 Diabetes Patienten mit Mikroalbuminurie. Trotz subjektiv anhaltender psychischer Effekte nach 2 Jahren, verloren sich die physiologischen Effekte, dieses wiederum könnte für eine Diskrepanz zwischen subjektiver psychischer Wahrnehmung und physiologischen Tatsachen sprechen.