Anwendung des Karlsburger Diabetes-Management Systems KADIS® im DIABETIVA® Programm: Einfluss auf die Variabilität von kontinuierlich gemessenen Glukosetagesprofilen

Fragestellung: In der Auswertung des DIABETIVA®-Programm wurde untersucht, ob die Anwendung des Expertensystem KADIS® einen Einfluss auf die Glukosevariabilität von Blutzuckertagesprofilen (BZP) als Indikator zur Beurteilung der Stoffwechsellage bei Diabetikern hat.

Hintergrund: Mit DIABETIVA® bot die ehemalige Taunus BKK im Rahmen eines IV-Vertrages eine Unterstützung zur Diabetestherapieoptimierung an. Unter Nutzung von Selbstkontrolldaten und kontinuierlichem 72-Stunden Glukosemonitoring (CGM) wurden mit dem interaktiven Beratungssystem KADIS® Therapieoptionen in-silico entsprechend den Leitlinien der DDG simuliert und daraus abgeleitete, individuelle Empfehlungen dem behandelnden Arzt zur Verfügung gestellt. Die Güte der Stoffwechseleinstellung beeinflusst das Risiko für das Auftreten Diabetes bedingter Komplikationen. Mit dem HbA1c können Folgeerkrankungen nur teilweise erklärt werden. Eine erhöhte Glukosevariabilität als ein pathophysiologischer Schädigungsmechanismus rückt zunehmend in den Fokus. Das Ziel der Anwendungsbeobachtung bestand darin, den Einfluss der Anwendung von KADIS® auf die Variabilität von CGM-Profilen zu prüfen.

Methodik: Zur Quantifizierung der Glukosevariabilität in CGM-Profilen wurden die Parameter mittlere Sensorglukose (MSG), MAGE, Standardabweichung (SD), Range der Sensorglukose und MODD (Mean Of Daily Differences) sowie die Zeit ober- und unterhalb des Zielbereiches von 3,9 – 8,9 mmol/l bestimmt. Alle Parameter sind über die jeweils 3 gemessenen CGM-Einzelprofiltage gemittelt. Die Daten werden als Mittelwerte ± SD bzw. Median (Interquartilbereich) dargestellt.

Ergebnisse: Im DIABETIVA® -Programm waren 869 Versicherte eingeschrieben. Bei 490 Patienten lagen 2 auswertbare CGM, zu Beginn und nach 12 Monaten vor. Bei Anwendung von KADIS® konnte der HbA1c von 7,1 ± 1,0 auf 6,7 ± 0,8% (p < 0,001) gesenkt werden. Ebenso sank die MSG von 7,7 ± 1,8 auf 7,4 ± 1,3 mmol/l (p < 0,001) und die Zeit im hyperglykämischen Bereich von 4,1 (1,4 – 9,4) auf 3,7 (1,2 – 7,1) Stunden (p = 0,001). Im Vergleich dazu stiegen bei Nichtanwendung der HbA1c von 7,0 ± 0,8 auf 7,4 ± 0,9% (p < 0,001), die MSG von 8,0 ± 1,6 auf 8,3 ± 1,8 mmol/l (p = 0,034) und die Zeit, in der sich die Glykämie über dem Zielbereich befand von 6,1 (3,0 – 9,7) auf 7,2 (3,3 – 12,1) Stunden (p = 0,019). Der Variabilitätsparameter Range verminderte sich von 7,4 ± 2,9 auf 7,1 ± 2,8 mmol/l (p = 0,030), ebenfalls SD (p = 0,032) und MAGE (p = 0,011). In der Vergleichsgruppe, welche die KADIS®-Vorschläge nicht umsetzte, ergaben sich bei den drei Parametern keine signifikanten Veränderungen. Hinsichtlich der Dauer der Glukose unter 3,9 mmol/l und der Variabilität zwischen den Tagen (MODD) zeigten sich keine Veränderungen in beiden Gruppen zu beiden Zeitpunkten.

Schlussfolgerung: Die Teilnehmer/innen im DIABETIVA®-Programm profitierten bei Umsetzung der KADIS®-basierten Empfehlungen von einer signifikant verminderten Glukosevariabilität, von einer Abnahme des HbA1c, der MSG sowie verringerter Zeit im hyperglykämischen Bereich.