Einleitung: Blutzuckerregulationsstörungen sind bei Notaufnahmepatienten häufig und gehen mit
einem verschlechterten klinischen Verlauf einher. Im Rahmen einer prospektiven Studie
wurden die Effekte einer frühzeitigen Identifikation und strukturierten Behandlung
hyperglykämer Patienten beginnend in der Notaufnahme und fortgeführt über den stationären
Aufenthalt überprüft.
Methoden: In die Studie wurden alle Patienten (n = 3664), die über einen Zeitraum von 2 Monaten
in der Notaufnahme des Städtischen Klinikums München-Bogenhausen aufgenommen wurden
eingeschlossen.
Entsprechend der Empfehlungen der American Diabetes Gesellschaft (ADA) wurden alle
Patienten ab einem Aufnahmeblutzucker (BZ) ≥140 mg/dl als hyperglykäm angesehen und
aktiv beobachtet. Bei schweren BZ-Entgleisungen (BZ ≥180 mg/dl) wurde Insulin nach
einem strukturierten Basis-Bolus-Schema verabreicht und ein diabetologisches Konsil
innerhalb der ersten 48 Stunden nach stationärer Aufnahme veranlasst, je nach Blutzuckerverlauf
erfolgten diabetologische Rekonsile alle 24 – 48 Stunden während des gesamten Aufenthaltes.
Die Effekte dieser Intervention auf Mortalität und Krankenhausverweildauer wurden
mittels einer multivariate Regressionsanalyse getestet, die auch für BZ-unabhängige
Risikofaktoren wie z.B. Alter, Creatinin u.a. Laborwerte korrigierte. Außerdem erfolgte
ein Vergleich mit den Ergebnissen der GLUC-EMERGE-Studie (GES), einer Beobachtungsstudie
aus dem Vorjahr, bei der eine Hyperglykämie nicht strukturiert aktiv therapiert wurde.
Ergebnisse: Durch eine in der Notaufnahme getriggerte aktive Intervention und im stationären
Verlauf diabetologische Weiterbetreuung konnte im Vergleich zum Kollektiv der GES
eine signifikante Senkung der BZ-bedingten Liegedauerverlängerung erreicht werden
(50% bei allen BZ-gestörten Patienten (-0,6 d) bzw. 60% (-1,4 d) bei Patienten mit
einer schweren BZ-Entgleisung).
Das ursprünglich 2-fach erhöhte Mortalitätsrisiko für Patienten mit einer schweren
BZ-Entgleisung (BZ ≥180 mg/dl) gegenüber normoglykämen Patienten (GES; p < 0,01) konnte
durch das o.g. Maßnahmenbündel auf das Niveau der normoglykämen Patienten gesenkt
werden.
Schlussfolgerung: Ein frühzeitiges und strukturiertes Eingreifen bei Patienten mit einer BZ-Regulationsstörung
in der Notaufnahme gefolgt von einer diabetologischen Weiterbetreuung führt zu einer
signifikanten Senkung von Mortalität und Liegedauer und hat somit erhebliche Konsequenzen
für Patient und Krankenhaus.