Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV20
DOI: 10.1055/s-0033-1341680

Antidiabetische Therapie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes unterschiedlicher Altersgruppen in Deutschland

L Merker 1, B Gallwitz 2, B Waldeck 3, K Schoene 3
  • 1Diabetes- und Nierenzentrum Dormagen, Dormagen, Germany
  • 2Universität Ulm, Tübingen, Germany
  • 3Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim, Germany

Fragestellung: Um Daten zur Prävalenz der Nierenerkrankung bei Typ-2-Diabetes zu erhalten, führten wir eine prospektive Querschnittsuntersuchung an 2541 Menschen mit Diabetes Typ 2 aus 245 repräsentativ ausgewählten Hausarztpraxen durch. Dabei wurden auch Daten zur Verordnung von Antidiabetika in verschiedenen Altersgruppen erhoben.

Methodik: Mittels Fragebogen wurde im Rahmen dieser Studie u.a. die aktuelle medikamentöse Behandlung jedes eingeschlossenen Patienten erhoben, ebenso die vom Arzt diagnostizierten Begleiterkrankungen des Diabetes Typ 2. Die Studie wurde zwischen Februar und Juli 2011 nach GCP-Richtlinien durchgeführt, ein positives Ethikvotum lag vor. Die statistischen Analysen waren deskriptiv.

Ergebnisse: Von den Untersuchten waren 35% zwischen 71 und 80 Jahre und 10% zwischen 81 und 100 Jahre alt. 45% aller über 70-jährigen und 61% der über 80-jährigen Patienten hatte eine GFR < 60 ml/min/1,73 m2. Die meisten aller Patienten (57%) erhielten Metformin, meistens als Monopräparat, bei den über 70-jährigen erhielten 51% Metformin Insgesamt hatte knapp die Hälfte der Metformin-Patienten eine GFR < 60 ml/min/1,73 m2, bei den über 70-jährigen Metformin-Patienten waren es 37%. 18% der Patienten erhielten Sulfonylharnstoffe (SU), 14% Gliptine, 1% GLP-1-Analoga. Die Verordnungshäufigkeit der Sulfonylharnstoffe stieg mit zunehmendem Alter an (10% bei bis zu 50-jährigen, 24% bei über 80-jährigen, die der Gliptine hingegen sank (17% bei bis zu 50-jährigen, 6% bei über 80-jährigen). 15% der Patienten mit Diabetes Typ 2 erhielten Insulin als Monotherapie oder in Kombination mit oralen Antidiabetika. Bei der Insulintherapie wurden bei Älteren Mischinsulintherapien den anderen Formen bevorzugt.

Schlussfolgerungen: Unsere Untersuchung zeigt, dass bei älteren Menschen Diabetestherapeutika eingesetzt werden, die sich schon lange auf dem Markt befinden. Moderne Therapien kommen seltener zum Einsatz. Sulfonylharnstoffe und Metformin hingegen überwiegen, obwohl die älteren Menschen häufiger Einschränkungen der Nierenfunktion aufweisen. Hier scheint Handlungsbedarf hinsichtlich einer Berücksichtigung der Nierenfunktion bei der Auswahl der Antidiabetika gegeben zu sein. Zudem haben ältere Menschen ein erhöhtes Hypoglykämie-Risiko, weswegen die ethische Frage zu stellen ist, warum moderne (aber wahrscheinlich teurere) Antidiabetika mit niedrigem Hypoglykämierisiko seltener bei älteren Menschen eingesetzt werden.