Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV18
DOI: 10.1055/s-0033-1341678

Insulinpumpentherapie bei Neugeborenen und Säuglingen

T Kapellen 1, B Heidtmann 2, E Lilienthal 3, C Engler-Schmidt 4, H Bartelt 1 R Holl 5, Arbeitsgruppe Insulinpumpentherapie im Kindes und Jugendalter (AGIP)
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • 2Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift, Hamburg, Germany
  • 3Universität Bochum, Bochum, Germany
  • 4Klinikum Worms, Worms, Germany
  • 5Universität Ulm, Ulm, Germany

Fragestellung: Die Neuerkrankung an einem Diabetes mellitus im ersten Lebensjahr ist ein sehr seltenes Ereignis, selbst große Zentren haben nur einzelne Behandlungsfälle. Ziel dieser DPV-Datenbankanalyse, die im Rahmen der AGIP (Arbeitsgruppe Insulinpumpentherapie im Kindes und Jugendalter) durchgeführt wurde, ist die Formulierung von Empfehlungen für die Insulinpumpen-Behandlung dieser Patienten.

Methodik: Es erfolgte eine Analyse aller Patienten unter einem Jahr mit Diabetes mellitus in der DPV-Datenbank, die eine Insulinpumpentherapie erhalten haben bezüglich der benötigten initialen Basalrate und KE-Faktoren in Abhängigkeit vom zugrundeliegenden Diabetestyp und vom Manifestationsalter (Neugeborene oder ältere Säuglinge).

Ergebnisse: Es finden sich im DPV-Register (Stand September 2012) 145 Patienten mit Diabetes-manifestation vor dem 1. Lebensjahr bei denen eine Insulinpumpentherapie durchgeführt wurde. Von diesen wurden 66,9% als Typ 1 Diabetes eingestuft, 18,6% als konnataler Diabetes, sowie weitere selten Formen. Die Patienten mit Typ 1 Diabetes hatten ihre Manifestation im Schnitt mit etwa 40 Wochen, die anderen (neonatalen) Diabetesformen wurden im Schnitt mit etwa 5 Wochen diagnostiziert. Der Bedarf an Basalinsulin unterscheidet sich nicht zwischen Typ 1 Diabetes und anderen Diabetesformen und beträgt im Mittel 0,26 IE/Kg. Das Basalratenprofil zeigt den höchsten Insulinbedarf in den Abendstunden und entspricht im Vergleich dem Basalratenprofil von 1 – 5-jährigen Kindern, für die bereits ein Basalratenschieber existiert. Das Verhältnis von Basal- zu Prandial-Insulin unterscheidet sich zwischen Typ 1 Diabetes Patienten und anderen (neonatalen) Diabetesformen. Beim Typ 1 Diabetes beträgt es Basal 38% zu prandial 62%, beim neonatalen Diabetes basal 47% zu prandial 53%. Auch die Gesamtinsulindosis ist beim Typ 1 Diabetes mit 0,67 IE/kg etwas höher, als beim neonatalen Diabetes mit 0,55IE/kg. Als Bolusinsulin wird morgens 0,74IE/KE vormittags 0,6 – 0,4IE/KE, mittags 0,8 IE/KE, nachmittags 0,5 IE/KE und abends 0,6IE/KE abgegeben. Bei den neonatalen Patienten liegen die BE Faktoren zu Beginn der Behandlung niedriger, gleichen sich aber innerhalb einiger Wochen an bzw. sind dann sogar höher als bei älteren Säuglingen mit Autoimmundiabetes.

Schlussfolgerung: Die in der Analyse gefundenen Basal und Bolusmengen können als Hinweis für die zügige Entscheidungsfindung bei Beginn einer Pumpentherapie in dieser Patientengruppe genutzt werden. Die Basalrate kann anhand des schon vorhandenen Basalratenschiebers für Kinder von 1 – 5 Jahre kalkuliert werden.