Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV7
DOI: 10.1055/s-0033-1341667

Eine häufige DPP4-Genvariante vermindert die glukosestimulierten GLP-1-Spiegel, die Insulinsekretion und die Glukosetoleranz bei Personen mit hohem Körperfettgehalt

H Staiger 1, K Staiger 1, A Böhm 1, M Heni 1, K Linder 1, F Machicao 1, N Stefan 1, A Fritsche 1, HU Häring 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany

Fragestellung: Dipeptidyl-Peptidase 4 (DPP-4) spaltet und inaktiviert die insulinotropen Inkretine Glucagon-like peptide 1 (GLP-1) und Gastric inhibitory polypeptide (GIP). Seit 2006 sind DPP-4-Inhibitoren für die Therapie des Diabetes mellitus Typ-2 zugelassen. Interessanterweise wird klinisch eine beachtliche interindividuelle Variation in der metabolischen Antwort auf DPP-4-Inhibitoren beobachtet. Wir stellten uns nun die Frage, ob Single nucleotide polymorphisms (SNPs) im DPP4-Gen die Inkretinspiegel, die Insulinsekretion und die Glukosetoleranz bei Teilnehmern der TÜbinger Familienstudie für Typ-2 Diabetes (TÜF) beeinflussen.

Methodik: Bei 1976 nicht-diabetischen TÜF-Teilnehmern wurden 14häufige (Frequenz des selteneren Allels ≥0,05) DPP4 Tagging SNPs genotypisiert. Zudem wurden die Teilnehmer durch orale Glukosetoleranztests und Bioimpedanzmessungen charakterisiert. In einer Untergruppe von 168 Personen wurden Plasma-Inkretinspiegel bestimmt.

Ergebnisse: Wir konnten einen SNP im Intron 2 des DPP4-Gens identifizieren (rs6741949), der nach Korrektur des Signifikanzniveaus für multiples Testen und geeignete Adjustierung für bekannte Einflussgrößen einen signifikanten Genotyp-Körperfett-Interaktionseffekt auf die glukosestimulierten Plasma-GLP-1-Spiegel zeigte (p = 0,0021). Bemerkenswerterweise konnte kein Genotyp-BMI-Interaktionseffekt detektiert werden (p = 0,8). Nach Stratifizierung für den Körperfettgehalt beeinträchtigte der SNP die glukosestimulierten GLP-1-Spiegel (p = 0,0229), die Insulinsekretion (p = 0,0061) und die Glukosetoleranz (p = 0,0208), aber nur bei Personen mit hohem Körperfettgehalt.

Schlussfolgerungen: Wir konnten zeigen, dass eine häufige DPP4-Genvariante, nämlich SNP rs6741949, mit Körperfett interagiert und die glukosestimulierten GLP-1-Spiegel, die Insulinsekretion und die Glukosetoleranz vermindert. Auch wenn der zugrundeliegende Mechanismus noch geklärt werden muss, könnte diese Variante ursächlich für die individuell sehr unterschiedliche metabolische Antwort auf DPP-4-Inhibitoren sein, vor allem bei Personen mit hohem Körperfettgehalt.