Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV6
DOI: 10.1055/s-0033-1341666

Prävalenz eines New onset diabetes after transplantation (NODAT) nach Nierentransplantation (NTX)

I Jahn 1, C Rüster 1, M Busch 1, UA Müller 1, G Wolf 1, W Hunger-Battefeld 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany

Ursächlich für einen NODAT werden mit der Transplantation einhergehende Ischämie-Reperfusionsmechanismen diskutiert, die prädispositionierend für eine Insulinresistenz sind. Insbesondere können Immunsuppressiva wie Calcineurininhibitoren und Steroide eine hemmende Wirkung auf die Insulinausschüttung haben oder die Insulinresistenz erhöhen.

Problemstellung: Prävalenz und Risikofaktoren für einen NODAT wurden innerhalb des ersten Jahres nach NTX prospektiv unter immunsuppressiver Therapie untersucht.

Methodik: Es wurden 55 bislang stoffwechselgesunde Pat. (82% der NTX-Pat.: Männer 71%, 52 ± 14J, BMI 27 ± 4 kg/m2) eingeschlossen, die 2010 in der Universitätsklinik Jena nierentransplantiert wurden. Die Untersuchungen erfolgten vor, unmittelbar nach und weiter alle 3 Monate im ersten Jahr nach NTX. Studienendpunkte waren Transplantatversagen oder Manifestation eines NODAT.

Ergebnisse: Folgende Befunde wurden erhoben:

3 Monate nach NTX: Transplantatversagen 5,5%, NODAT 3,6%, beides 1,8%,

6 Monate nach NTX: Transplantatversagen 3,6%, NODAT 3,6%, drop out 5,5%

9 Monate nach NTX: Transplantatversagen 1,8%, NODAT 14,5%, drop out 5,5%

12 Monate nach NTX: NODAT 3,6%, drop out 5,5%

Insgesamt war nach 12 Monaten bei 10,9% ein Transplantatversagen sowie bei 25,5% eine Glukosetoleranzstörung aufgetreten: 1,8% wiesen sowohl einen NODAT als auch ein Transplantatversagen auf. Bei 16,3% konnten infolge des Studienabbruchs keine abschließenden Befunde erhoben werden. Pat., die einen NODAT entwickelten, zeigten unmittelbar vor NTX einen höheren HbA1c (5,6 ± 0,5 bei NODAT vs. 5,4 ± 0,4%, p < 0,05), höhere C-Peptidspiegel (10,0 [2,7 – 30] bei NODAT vs. 8,0 [3,1 – 20,3] ng/ml, p < 0,05).

Pat. mit NODAT wiesen bereits 3 Monate nach NTX einen höheren HOMA-Index (4,0 vs. 2,5) auf; zeigten nach 6 Monaten höhere Nüchterninsulinspiegel (14,3 ± 0,9 bei NODAT vs. 9,1 ± 4,1 mmol/l; p < 0,001) und höhere oGTT-Blutglukosewerte und unmittelbar bei NODAT-Manifestation höhere Nüchtern-C-Peptidspiegel (5,4 [2,3 – 7,6] vs. kein Dm 3,4 [1,7 – 6,7] ng/ml, p < 0,05), einen höheren HOMA-Index (3,7 ± 2,3 vs. kein Dm 2,0 ± 1,1; p < 0,01) und in der Tendenz eine höhere Prednisolondosis (37 ± 4 vs. kein Dm 33 ± 7 mg/Tag; n.s.).

Bei Manifestat des NODAT lag bei keinem der Pat. ein Sekretionsdefekt der ß-Zelle vor. Alter, familiäre Diabetesbelastung, BMI, RR, Blutglukose vor NTX, Lipidstatus sowie Art der Immunsuppression waren vergleichbar.

Fazit: Eine Störung des Glukosestoffwechsels bis hin zu einem manifesten NODAT zeigte sich als häufige Komplikation nach NTX. Als wesentliche Ursache muss eine bereits vor Transplantation bestehende Insulinresistenz diskutiert werden, die sich nach Transplantation durch eine Steroidbehandlung noch erhöht. Ein isolierter Sekretionsdefekt infolge einer toxischen Schädigung der ß-Zelle durch Immunsupressiva konnte innerhalb der ersten 12 Monate nach NTX nicht auf gezeigt werden. Transplantationskandidaten sollten vor Transplantation bezüglich einer Insulinresistenz untersucht werden.