Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV1
DOI: 10.1055/s-0033-1341661

Dauer der Metformin- bzw. Sulfonylharnstoff-Therapie bis zur Umstellung auf innovative Antidiabetika (DDP-4, GLP1) bei gesetzlich und privat versicherten Typ-2-Diabetes-Patienten in primärärztlichen Praxen in Deutschland

J Eisel 1, L Waehlert 1, J Rex 2, V Altmann 2, K Kostev 2
  • 1Hochschule Fresenius, Idstein, Germany
  • 2IMS HEALTH GmbH & Co. OHG, Frankfurt, Germany

Fragestellung: In publizierten Studien wurde gezeigt, dass die Behandlung mit DPP-4-Inhibitoren im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen mit einer reduzierten Inzidenz von makrovaskulären Ereignissen, besserer Persistenz und niedrigerem Hypoglykämierisiko assoziiert ist. Jedoch haben innovative Produkte (DPP-4 und GLP1)höhere Preise als etablierte Antidiabetika (Metformin, Sulfonylharnstoff). Jeder Arzt steht unter einem finanziellen Druck der Krankenkassen, was sein Verordnungsverhalten beeinflusst. In der vorliegenden Studie wurde die Wahrscheinlichkeit der Umstellung auf ein innovatives Antidiabetikum (DPP-4, GLP1) bei gesetzlich und privat versicherten Patienten untersucht.

Methodik: Daten von 2.241 gesetzlich und 2.241 privat versicherten Patienten aus allgemeinmedizinischen Praxen (4.292 Patienten in 1.073 Praxen) und diabetologischen Schwerpunktpraxen (190 Patienten in 44 Praxen) in Deutschland (IMS® Disease Analyzer Datenbank; 01/2007 bis 10/2012) wurden nach Matching für Alter (65,6 ± 11,0 Jahre), Geschlecht (Männer: 67,7%) und behandelnde Praxis retrospektiv analysiert. Hazard Ratios (HR; Cox Regression) für die Dauer bis zum Beginn der DPP-4- oder GLP1-Therapie (Follow-up: 5 Jahre) wurden für antidiabetische Medikation (Metformin versus Sulfonylharnstoff), HbA1c- und BMI-Wert adjustiert.

Ergebnisse: Innerhalb der fünf Jahre nach dem Therapiebeginn mit Metformin oder Sulfonylharnstoff wurden 14,2% der gesetzlich und 21,1% der privat versicherten Patienten (p < 0,001) auf DPP-4 oder GLP1 umgestellt. Die Wahrscheinlichkeit der Umstellung war bei privat versicherten Patienten in der allgemeinmedizinischen Praxis um 71% höher als bei gesetzlich versicherten (HR: 1,71; p < 0,001). In diabetologischen Praxen hatten privat versicherte Patienten keine signifikant höhere Chance auf die Umstellung (HR: 1,22; p = 0,507), was aber vermutlich an zu kleinen Patientenzahlen lag (N = 190).

Schlussfolgerungen: Diese retrospektive Datenbankanalyse zeigt, dass die Chance eines in einer gesetzlichen Krankenkasse versicherten Diabetes-Patienten auf ein DPP-4- oder GLP1-Produkt eingestellt zu werden, im Vergleich zu einem privat versicherten Diabetes-Patienten deutlich geringer ist. Das reflektiert einen finanziellen Druck, den der Arzt von Krankenkassen bekommt. Andere möglichen Ursachen für diesen Unterschied müssen durch weitere Studien untersucht werden.