Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2013; 2(1): 59
DOI: 10.1055/s-0033-1341381
Aus den Verbänden – BVOU
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bleibt alles anders...

Petra Höfert
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Publication Date:
08 March 2013 (online)

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... singt mein hochverehrter Herbert Grönemeyer, der mir immer wieder für meine Berichte über unsere Jahrestreffen des BVOU Brandenburg den Titel gibt.

„Es gibt viel zu verlieren,

Du kannst nur gewinnen

Genug ist zu wenig –

oder es wird so wie es war

Stillstand ist der Tod,

geh voran, bleibt alles anders

Der erste Stein fehlt in der Mauer

Der Durchbruch ist nah“

Die Brandenburger Orthopäden fahren 2012 am ersten Novemberfreitag in die Schorfheide nach Joachimsthal in das Tagungszentrum der Wirtschaft. Mitten in den tiefen Wald! Ein wunderschönes Fleckchen Erde, gerade in der goldenen Herbstfärbung. Karl- Friedrich von Klöden schreibt 1842 über die Schorfheide: „Das geheimnisvolle Leben der Natur waltet hier frei und ungehemmt, die Bäume und der dichte Unterwuchs entstanden ohne den Menschen und starben ohne ihn ab, es war das Leben des Urwaldes, wo das Vorhandene im Gewesenen wurzelt, das sich im tiefen Schatten verbirgt.“ Dieser Text ist im unteren Hotelflur zu lesen. Das Hotel ist sehr gut gewählt.

Das wissenschaftliche Programm beginnt mit einem sehr kurzweiligen Vortrag über das unendliche Thema „Schmerz“. Dieser gibt uns einen interessanten Einblick in die Genese des Schmerzes und in die multimodale Schmerztherapie. Referent ist Dr. Thomas Lang vom ambulanten Reha-Zentrum des Oberlinhauses. Ich empfinde diese Stunde als sehr tröstend, sind wir als Therapeuten doch recht oft genervt und wenig entspannt, wenn es um das leidige Thema Rückenschmerz geht, den wir in der Sprechstunde unter den heutigen Rahmenbedingungen möglichst in wenigen Minuten und auch nur einmal im Quartal „heilen“ wollen und sollen. Dr. Robert Pflugmacher von der Uniklinik Bonn verdient danach unsere Aufmerksamkeit und referiert über das weite Feld der Kyphoplastie. Er stellt uns hierbei besonders die Radiofrequenzkyphoplastie als hochmodernes Verfahren mit sehr guten Behandlungsergebnissen vor.

Die anschließende Abendveranstaltung, wieder einmal bis in die tiefe Nacht dauernd, ist geprägt von einer sehr angenehmen Atmosphäre an festlich gedeckten runden Tischen und auf dem Tanzparkett bei Live-Musik (dass die Brandenburger Orthopäden gute und ausdauernde Tänzer sind, schrieb ich in jedem Bericht). Auch am Kamin wird fröhlich gefachsimpelt und viel gelacht. Für einen kurzen Moment vergessen wir unseren Dauerärger mit der KV und dem ganzen System.

Diszipliniert wie immer finden sich fast alle pünktlich am nächsten Morgen wieder im Vortragssaal ein, um Dr. Martin Talke aus Berlin zu hören:

  • Rheuma früh erkennen!

  • Rheuma früh behandeln?

  • Ein Muss in der Orthopädie?!

Didaktisch gut und lebendig wie jeder Vortrag von Martin Talke ist auch dieser.

Danach werden alle interessierten Kollegen, die sich der Früherkennung und der Frühbehandlung der rheumatologischen Erkrankungen nicht verschließen wollen, zum 12. Dezember 2012 in die Praxis von Frau Dr. Schulze-Bertram nach Nauen eingeladen.

Etwas anstrengender und beunruhigender ist dann das „Update Praxisberatung 2012“ von Thomas Lips, Unternehmensberater für akademische Heilberufe. Wie werden unsere Praxen in zehn Jahren aussehen? Wird es noch Einzelpraxen geben? Oder sind wir alle dann von den MVZ übernommen? Dieses Thema lässt keinen kalt! Das kleine Seminar mit Frau Daniela Bartz von der PVS Potsdam ist uns für die Auffrischung unserer GOÄ-Kenntnisse sehr willkommen. Es wird ja auch bei den Privaten alles nicht besser!

Berufspolitisch gesehen ist alles frustrierend und hoffnungslos wie immer. Da kann auch die uns am Vorabend unserer Reise in die Schorfheide in Aussicht gestellte „Strukturpauschale“ von drei Euro pro Patient ab Juli 2013 nicht wirklich erfreuen. Die Protestaktionen der letzten Wochen sind verpufft, der Frust bleibt. Aussicht auf Besserung besteht nicht. Das ist schon alles sehr schlimm!

Dass wenige Stunden nach unserer Zusammenkunft die Praxisgebühr endlich, endlich fallen soll, wissen wir in der Schorfheide noch nicht. Ist das der erste Stein in der Mauer, den Grönemeyer besingt?

Sorgen macht uns Anwesenden außerdem die Abwesenheit vieler Kollegen. Geht es ihnen zu gut? Oder geht es ihnen zu schlecht? Ist es Verdrossenheit? Desinteresse? Oder Arroganz und Ignoranz?

Wir danken wieder einmal den beteiligten Referenten und den Repräsentanten verschiedenster Firmen sehr herzlich für die Unterstützung bei der Durchführung dieser schönen Veranstaltung. Besonders bedanken wir uns natürlich erneut bei Birgit und Dr. Henning Leunert für die unermüdliche Energie bei der Organisation dieser Jahrestagungen der Brandenburger Orthopäden.

Diese besondere Gelegenheit der fachlichen Weiterbildung, gemischt mit wirtschaftlichen, juristischen und berufspolitischen Informationen, gewürzt mit einem guten Schuss Geselligkeit in einem angenehmen Ambiente ist für die Anwesenden ein Höhepunkt alljährlich im November.

Liebe Leunerts, bitte macht weiter so! Wir möchten gerne mit Euch nächstes Jahr in Richtung Cottbus aufbrechen und hoffen dann auf eine Beteiligung möglichst vieler Kollegen.