Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34 - P32
DOI: 10.1055/s-0033-1338234

Regenerierung der –OSCN-produzierenden Aktivität der Laktoperoxidase durch Inhaltsstoffe eines Blattextrakts vom Olivenbaum (Olea europaea L., Ph.Eur.)

J Flemmig 1, 2, D Rusch 2, J Arnhold 2, HW Rauwald 3
  • 1Translationszentrum für Regenerative Medizin (TRM) Leipzig, Philipp-Rosenthal-Str. 16 – 18, 04277 Leipzig
  • 2Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Härtelstr. 16 – 18, 04107 Leipzig
  • 3Institut für Pharmazie, Brüderstr. 34, 04103 Leipzig

Das in Körpersekreten wie Muttermilch, Tränen oder Speichel vorkommende Enzym Laktoperoxidase (LPO) gehört zur Familie der häm-haltigen Säuger-Peroxidasen. Nach Aktivierung mittels Wasserstoffperoxid ist das Enzym in der Lage, durch zweielektronische Thiocyanat-Oxidation Hypothiocyanit (-OSCN) zu bilden (Halogenierungszyklus). Dieses Produkt wird, etwa über die Lyse von Bakterien, mit der immunologischen Funktion der LPO bei der humoralen Pathogenabwehr in Verbindung gebracht. Die enzymatische Aktivität der LPO umfasst neben dem Halogenierungs- auch den Peroxidasezyklus (2 konsekutive einelektronische Oxidationen diverser Substrate). Bei letzterem Reaktionszyklus wird ein als Komplex II bezeichnetes LPO-Intermediat gebildet, welches nicht zur Bildung von Hypothiocyanit in der Lage ist. Verschiedene mit Entzündungen bzw. pathologischen Zuständen verbundene Mediatoren (z.B. Stickstoffmonoxid, Thiocyanat, Wasserstoffperoxid) führen zu einer verstärkten Akkumulation von Komplex II.

Mittels enzymkinetischer Messungen an isolierter LPO konnte gezeigt werden, dass sowohl ein ethanolischer Gesamtextrakt (80% v/v) getrockneter Olea-europaea-Blätter als auch diverse Einzelstoffe dieses Extraktes eine Komplex-II-Akkumulation der LPO aufheben und so zu einer Regenerierung der OSCN-produzierenden Aktivität beitragen können. Die Detektion der (pseudo)halogenierenden Enzymaktivität erfolgte dabei mittel Thionitrobenzoesäure (TNB) und UV-Vis-Spektroskopie. Substanzen verschiedener Stoffklassen (z.B. phenolische Verbindungen, Secoiridoide, Flavonoide) wurden untersucht und wesentliche Strukturmerkmale wirksamer Komponenten wurden evaluiert. Dabei zeigte sich die Struktur von Hydroxytyrosol als wesentlich für die effektive Bindung und Oxidation durch Komplex II. Es kann spekuliert werden, in wie weit eine Reaktivierung der halogenierenden LPO-Aktivität zu den bereits bekannten protektiven und antiinflammatorischen Eigenschaften von Inhaltsstoffen des Ölbaumblattextraktes beiträgt.