In neueren Publikationen für Krebspatienten und auf populären Internetseiten für Patienten (z.B. www.cancer.org, www.mskcc.org) wird angegeben, dass Baldrian Interaktionen mit Krebsmedikamenten aufweist, was seine Anwendung [1] als unbedenkliche Alternative zu Benzodiazepinen infrage stellt. Daher wurde ein Review der Literatur zum Interaktionspotenzial von Baldrianzubereitungen erstellt.
Eine systematische Literaturrecherche wurde in den relevanten medizinischen Datenbanken und in einer Datenbank für Medikamenteninteraktionen (www.mediq.ch) durchgeführt und durch Cross-referencing auf Vollständigkeit überprüft. Danach erfolgte eine systematische Auswertung der Literatur.
Etliche In-vitro-Studien an 4 CYP-450-Isoenzymen, p-Glykoprotein und 2 UGT-Isoenzymen liegen vor. Eine methodologische Auswertung ergab jedoch, dass sie keine validen Voraussagen zu klinisch relevanten Interaktionen erlauben. Zudem liegen klinische Studien zu CYP 450 1A2, 2D6, 2E1 und 3A4 vor, die nicht auf ein relevantes Interaktionspotenzial hindeuten. Auch das Risiko pharmakodynamischer Interaktionen erscheint bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht als relevant.
Demnach ist das Interaktionspotenzial von Baldrianzubereitungen, wenn überhaupt, gering und dürfte ohne klinische Relevanz sein, sodass die Anwendung auch bei Krebspatienten unbedenklich ist.
Literatur:
[1] Fernández-San-Martin I et al. Sleep Med 2010; 11: 505 – 511