Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34 - V27
DOI: 10.1055/s-0033-1338202

Potenzielle pflanzliche Wirkstoffe aus Cistus-incanus-Tee

P Riehle 1, M Vollmer 1, S Rohn 1
  • 1Universität Hamburg, Institut für Lebensmittelchemie, Hamburg School of Food Science, Grindelallee 117, 20146 Hamburg

Cistus incanus L. zählt zu den Zistrosen, einer polyphenolreichen Pflanzenfamilie im Mittelmeergebiet. Dort wurde C. incanus in der traditionellen Volksmedizin als Phytopharmakon eingesetzt [1]. Zusätzlich sind antivirale Effekte von polyphenolreichen C.-incanus-Extrakten gegen Influenza-Viren aus In-vivo-Studien bekannt [2]. Aktuell bieten daher zahlreiche Hersteller Tee oder Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von C. incanus an. Diese Produkte werden bezüglich der phenolischen Inhaltsstoffe und einer damit verbundenen hohen antioxidativen Aktivität beworben. Für die Konsumenten ist es von Interesse, ob diese Produkte die beworbenen Phenolgehalte enthalten und ob die ausgelobten Wirkungen durch einen Verzehr gewährleistet werden können. Darüber hinaus ist es nicht klar, ob Veränderungen im Phenolprofil durch Verarbeitung des Pflanzenmaterials auftreten. Das Ziel dieser Arbeit war es, die phenolischen Inhaltsstoffe in C.-incanus-Tee zu identifizieren, deren spezifische antioxidative Kapazitäten zu bestimmen und die thermische Stabilität während des Teekochens zu charakterisieren.

C.-incanus-Tee enthält eine Vielfalt phenolischer Substanzen, darunter Phenolsäuren, Flavonoide und Ellagitannine. Mittels LC-DAD-ESI-MS/MS wurden insgesamt 35 phenolische Verbindungen identifiziert [3]. Diesen Substanzen konnten vergleichsweise hohe antioxidative Kapazitäten mittels LC-online-TEAC (Trolox Equivalent Antioxidant Capacity) zugeordnet werden. Dabei wiesen Myricitrin, HHDP-Glukose, Gallocatechin, Gallussäure und Catechin die höchsten antioxidativen Kapazitäten auf [3]. Bezüglich der thermischen Stabilität der phenolischen Substanzen wurde beim Kochen von C.-incanus-Tee mit zunehmendem Mineralstoffgehalt des Kochwassers eine signifikante Abnahme ausgewählter phenolischer Verbindungen beobachtet. Auch hatten die Parameter Kochtemperatur und -dauer einen Einfluss auf die Extraktionsausbeuten der phenolischen Inhaltsstoffe [3].

Für die Zubereitung von C.-incanus-Tee resultiert hieraus, dass die Auswahl geeigneter Parameter, insbesondere beim Kochwasser, entscheidend ist. Aus einer unvorteilhaften Auswahl kann ein geringerer Gehalt an phenolischen Verbindungen im Tee resultieren, verbunden mit vergleichsweise niedriger antioxidativer Aktivität und schwächeren gesundheitsfördernden Effekten für den Verbraucher.

Literatur:

[1] Barrajon-Catalan E et al. Phytochem Anal 2011; 22: 303 – 312

[2] Droebner K et al. Antiviral Res 2007; 76: 1 – 10

[3] Riehle P et al. Food Res Int. DOI: 10.1016/j.foodres.2012.09.020