Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34 - V19
DOI: 10.1055/s-0033-1338194

Metabolismus des Benzylglucosinolats aus Kapuzinerkresse – eine Humanstudie

S Platz 1, C Kühn 1, S Schiess 2, M Schreiner 3, M Kemper 2, A Pfeiffer 1, S Rohn 1
  • 1Universität Hamburg, Institut für Lebensmittelchemie, Grindelallee 117, 20146 Hamburg
  • 2Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Klinische Ernährung, Arthur-Scheunert-Allee 114 – 116, 14558 Nuthetal
  • 3Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V., Theodor-Echtermeyer-Weg 1, 14979 Großbeeren

Die Kapuzinerkresse gehört zur Ordnung der Brassicales und ist seit Jahrhunderten als Arzneipflanze bekannt. Die pharmakologische Wirkung der Kapuzinerkresse ist auf das enthaltene Benzylglucosinolat (Glucotropaeolin) zurückzuführen. Durch mechanische Verarbeitung wird die Kompartimentierung der Pflanzenzelle aufgehoben und das Benzylglucosinolat kann durch endogene Myrosinasen zu Benzylisothiocyanat (BITC) hydrolysiert werden. Aufgrund des lipophilen Charakters wird BITC schnell im menschlichen Darm resorbiert, mit Glutathion konjugiert und schrittweise zur Mercaptursäure abgebaut. Durch die Induktion von Phase-II-Enzymen und Einleitung der Apoptose werden Glucosinolate als potenziell antikanzerogen diskutiert [1]. In diesem Zusammenhang stellen sowohl der Verbleib der Isothiocyanate als auch die Pharmakokinetik der verschiedenen Metabolite bedeutsame Fragestellungen dar.

Im Rahmen einer Humanstudie erfolgte nach dem Verzehr von 10 g gefriergetrockneter Blätter der Kapuzinerkresse die Probenentnahme von Blut und Urin zu verschiedenen Zeitpunkten. Die Identifizierung und Quantifizierung der Metabolite aus Blutplasma- und Urinproben wurde mit einer validierten, sensitiven HPLC-ESI-MS/MS-Methode durchgeführt. Um die Stabilität der Metabolite verfolgen zu können und das Verhalten der Metabolite im Körper zu simulieren, wurden Stabilitätsversuche bei verschiedenen Temperaturen und unter Verwendung von Pufferlösungen sowie in Urin durchgeführt. In den Urinproben konnten BITC-NAC und BITC-Cys, in den Blutplasmaproben alle BITC-Metabolite bestimmt werden. Der höchste Gehalt an Mercaptursäure wurde in Urin nach 4h, in Blutplasma nach 3h nachgewiesen. Die Stabilitätsversuche zeigten, dass bei Körpertemperatur die Metabolite im sauren Milieu stabil, im basischen Bereich dagegen innerhalb von 24h abgebaut wurden. Diese Erkenntnisse helfen, die Relevanz von Glucosinolaten im Bereich der Ernährungsforschung zu bestimmen.

Literatur:

[1] Srivastava SK et al. Carcinogenesis 2004; 29: 1701 – 1709