Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34 - V14
DOI: 10.1055/s-0033-1338189

Regeneration der chlorierenden Aktivität der Myeloperoxidase durch (–)-Epicatechin

J Flemmig 1, 2, F Röhring 2, J Remmler 2, J Arnhold 2
  • 1Translationszentrum für Regenerative Medizin (TRM) Leipzig, Philipp-Rosenthal-Str. 16 – 18, 04277 Leipzig
  • 2Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Härtelstr. 16 – 18, 04107 Leipzig

Das Häm-Enzym Myeloperoxidase (MPO) ist in großen Mengen in neutrophilen Granulozyten zu finden. Entsprechend wird die Peroxidase klassischerweise mit der humoralen Immunabwehr gegenüber Pathogenen in Verbindung gebracht. Als Mechanismus wird v.a. die MPO-katalysierte Bildung von bakterizider hypochloriger Säure (HOCl) im Rahmen des Halogenierungszyklus genannt. Neuere Untersuchungen deuten jedoch zunehmend auch auf eine Bedeutung der halogenierenden MPO-Aktivität im Rahmen der Entzündungsregulation und -terminierung hin. Die HOCl-katalysierte Bildung spezifischer Oxidantien (z.B. lipophiler Chloramine) wird hier diskutiert. Ein weiterer Beleg für eine mögliche Rolle der MPO bei der Entzündungsterminierung ist die Inaktivierung ihrer chlorierenden Aktivität unter pathologischen Bedingungen. Oft erfolgt die Akkumulation eines als Komplex II bezeichneten Enzym-Intermediates. Eine Regeneration nativer MPO und damit auch der chlorierenden Aktivität kann durch Stoffe erfolgen, welche gut durch Komplex II oxidiert werden können. Die bislang höchste bekannte Umsatzrate bei dieser Reaktion weist das u.a. in grünem Tee vorkommende Polyphenol (–)-Epicatechin auf.

Sowohl In-vitro-Experimente mit isolierter MPO als auch Untersuchungen an neutrophilen Granulozyten haben gezeigt, dass (–)-Epicatechin konzentrationsabhängig zu einer Reaktivierung der chlorierenden MPO-Aktivität nach Komplex-II-Akkumulation führt. Zur spezifischen Detektion der halogenierenden Aktivität des Enzyms wurde dabei das nicht fluoreszierende Reagenz 4-Aminophenylfluorescein (APF) eingesetzt, welches durch HOCl zu fluoreszierendem Fluorescein oxidiert wird. Die Analyse erfolgte mittels eines ELISA-Readers (In-vitro-Untersuchungen) bzw. Durchflusszytometrie (zelluläre Experimente). Vergleichende Untersuchungen weisen auf eine besondere Bedeutung der Brenzcatechin-Struktur für die MPO-reaktivierende Wirkung des (–)-Epicatechins hin. Entsprechend wurden mittlerweile auch etwa das in der Olive enthaltene Oleuropein sowie sein Metabolit Hydroxytyrosol erfolgreich zur MPO-Reaktivierung eingesetzt. Zahlreiche weitere Phytopharmaka (u.a. Resveratrol, Ascorbinsäure) dürften ähnliche Eigenschaften aufweisen. Letztlich liefert die Reaktivierung der chlorierenden MPO-Aktivität durch diese mit der Nahrung aufgenommenen Stoffe einen neuen Erklärungsansatz für die antiinflammatorische Aktivität bekannter Phytopharmaka.