Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34 - V12
DOI: 10.1055/s-0033-1338187

Polyphenole aus Rumex acetosa L. hemmen die In-vitro-Adhäsion von Porphyromonas gingivalis gegenüber KB-Zellen und bieten ein zytoprotektives Potenzial durch verminderte Biofilmbildung und Steigerung der Phagozytoserate von murinen RAW-264.7-Makrophagen

J Schmuch 1, S Beckert 1, A Hensel 1
  • 1Universität Münster, Institut für Pharmazeutische Biologie and Phytochemie, Hittorfstr. 56, 48149 Münster

Porphyromonas gingivalis, ein gramnegatives, anaerobes Bakterium, gehört zu den Haupterregern der Parodontitis und wird auch im Zusammenhang mit der Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen diskutiert. Im Verlauf der Genese von parodontalen Erkrankungen kommt es zunächst zur Ansiedlung von aeroben, grampositiven Pionierstämmen. Die Einwanderung von Anaerobiern, wie P. gingivalis, führt dann zur Bildung von komplexen Biofilmen. Im Gegensatz zu konventionellen bakteriziden Therapieansätzen wurde in der vorliegenden Studie das antiadhäsive Wirkpotenzial eines Aceton-Wasser-Extraktes aus Rumex acetosa L. (Polygonaceae) untersucht. Die Adhäsion von P. gingivalis an KB-Zellen wurde nach FITC-Markierung der Bakterien durchflusszytometrisch bestimmt. Der Extrakt zeigt sowohl bei Präinkubation der Bakterien (100 µg/ml: 25% Hemmung) als auch bei Koinkubation (10 µg/ml, 37%) signifikante antiadhäsive Wirkung. Als antiadhäsive Wirkstoffe wurde die Gruppe der Proanthocyanidine identifiziert. Insbesondere Epicatechin-3-O-gallat-(4β-> 8)-Epicatechin-3-O-gallat weist eine deutliche konzentrationsabhängige Aktivität auf (20µM: 61%; 30µM: 96% Hemmung). Geringere Wirkung zeigt Epicatechin-3-O-gallat (20µM: 21%; 30µM: 25% Hemmung). Keine antiadhäsiven Effekte wurden für die ungalloylierten oligomeren Procyanidine detektiert.

Zusätzlich zur Hemmung der bakteriellen Adhäsion konnte eine Hemmung der durch P. gingivalis induzierten Biofilmbildung durch den Extrakt gezeigt werden (100 µg/ml: 51% Hemmung).

Da bekannt ist, dass durch bakterielle Biofilme im Parodontium entzündliche Prozesse ausgelöst werden, bei denen Makrophagen in der Erstabwehr eine wichtige Rolle spielen, wurde weiterhin der Einfluss des Extraktes auf die Phagozytoserate von Makrophagen untersucht. Es zeigten sich deutliche stimulatorische Effekte gegenüber der Aufnahme von Zymosanpartikeln (0,1 µg/ml: 18%; 1 µg/ml: 9% Stimulation) und Bakterien (0,1 µg/ml: 53%; 1 µg/ml: 39%) in RAW-264.7-Makrophagen. Die NO-Produktion blieb jedoch unbeeinflusst. Nach Stimulation der Makrophagen mit LPS konnte die NO-Produktion durch den Extrakt leicht gesenkt werden (0,1 µg/ml: 7% Senkung).