Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34 - V06
DOI: 10.1055/s-0033-1338181

Phytotherapeutische Prophylaxe von Erkrankungen der oberen Atemwege – eine randomisierte Studie mit einem Kombipräparat aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel

V Fintelmann 1, G Schmitz 2, U Albrecht 3, R Stange 4, J Schnitker 5
  • 1Carl Gustav Carus Institut, Am Eichhof 30, 75223 Niefern-Öschelbronn
  • 2Praxis für Allgemeinmedizin, Hauptstr. 20, 58802 Balve
  • 3Mediconomics GmbH, Misburger Str. 81 b, 30625 Hannover
  • 4Immanuel Krankenhaus und Charité – Universitätsmedizin Berlin Naturheilkunde, Köngistr. 63, 14109 Berlin
  • 5Institut für angewandte Statistik Dr. Jörg Schnitker GmbH, Oberntorwall 16 – 18, 33647 Bielefeld

Fragestellung: Phytotherapeutika sind zur Therapie bei Infekten der oberen Atemwege sehr verbreitet, werden vielfach aber auch prophylaktisch eingesetzt. Für ein seit 1958 am Markt befindliches Präparat liegen therapeutische, aber keine prophylaktischen Untersuchungen vor. Wir führten eine ICH-GCP konforme Studie zur Prophylaxe unkomplizierter Atemwegsinfekte („common cold“) in 2 Dosierungen durch.

Material und Methoden: In einer multizentrischen, dreiarmigen, doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten Studie wurden die Tagesdosierungen 1200 mg getrocknetes, pulverisiertes Kraut der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus L.) plus 480 mg Meerrettichwurzelpulver (Amoracia rusticanae radix) (übliche therapeutische Dosis, hier als Hochdosis [HD] bezeichnet), bzw. 800 mg plus 360 mg (hier Niedrigdosis [ND], entspr. 67% der HD), bzw. Placebo (PL) über 12 Wochen gegeben. Häufigkeit und Schweregrad von Erkältungssymptomen der bei Einschluss gesunden Probanden wurden in 4 Routine- sowie zusätzlichen erkrankungsnahen Visiten erfragt.

Ergebnisse: 371 Probanden mit mindestens 2 akuten Atemwegsinfekten in der vergangenen Erkältungssaison wurden gescreent, 351 (18 – 75, im Mittel 42,0J., 39% Männer) randomisiert; 7 mussten aufgrund eines frühen Infekts (vor Tag 7) aus der Wirksamkeitsanalyse ausgeschlossen werden (Abb. 1). Mindestens 1 Atemwegsinfekt erfuhren 15 von 113 (13,3%) der HD-, bzw. 21 von 114 (18,4%) der ND-, bzw. 30 von 117 (25,6%) der PL-Gruppe (ITT, p = 0,0171, Cochran-Armitage-Trend-Test) (Abb. 2). Die dichotomische Patientenbeurteilung der Verträglichkeit (gut – nicht gut) wurde in den Therapiearmen von mindestens 94% mit „gut“ angegeben.

Bei 40 Probanden traten unerwünschte Ereignisse (UE) auf (14 HD mit 16 UE, 9 ND mit 12 UE, 17 PL mit 22 UE). 9 Probanden (2 HD, 1 ND, 6 PL) beendeten die Studie vorzeitig, in 5 Fällen (2 HD, 3 PL) wegen Infekten. 6 UE wurden als unerwünschte Arzneimittelwirkung gedeutet (2 HD, 1 ND, 3 PL), davon 2 mit wahrscheinlichem Kausalzusammenhang (1 ND, 1 PL).

Abb. 1: Patientengruppen

Abb. 2: Infektraten während der prophylaktischen Behandlung (ITT)

Schlussfolgerungen: Für das Kombinationspräparat ließ sich eine signifikante und dosisabhängige Wirksamkeit einer Prophylaxe für unkomplizierte Atemwegserkrankungen nachweisen. Darüber wurden GCP-konform Sicherheitsdaten bei einem größeren Patientenkollektiv gewonnen, die künftige Untersuchungen sowohl über einen längeren Zeitraum als auch bei Risikoprobanden mit definierter Prä-Morbidität, etwa ausgeprägter Infektanfälligkeit und häufigem Antibiotika-Einsatz oder Patienten mit COPD nahelegen.