Klin Padiatr 2013; 225(S 01): S8
DOI: 10.1055/s-0033-1337957
Zum 80. Geburtstag von Prof. Riehm
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Grußwort der SIOP

G. Calaminus
1   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Univ.-Klinikum Münster, Münster
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Publication Date:
22 May 2013 (online)

Seit der Einführung der systemischen Chemotherapie für die Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in den 60ern gilt die Entwicklung der protokollgeleiteten Therapie innerhalb der Kinderonkologie als Paradigma für das Erreichen einer hohen Überlebensrate. So ist heute vor allem bei den kindlichen lymphatischen Leukämien ein Behandlungsstandard erreicht, der kaum noch verbesserbar erscheint.

Die Pioniere der ersten Stunde, wie Hansjörg Riehm, haben es trotz oft großer Widerstände gegenüber Ihren Ansichten zur Behandlungsführung und basierend auf dem damals noch lückenhaften Kenntnisstand zur Biologie der Erkrankung gewagt, Behandlungsstrategien zu entwickeln, die in Ihrem Kern auch heute noch für die Therapie bestimmend sind. Die Protokolle für die Behandlung der Leukämien waren dabei auch Orientierung für andere Erkrankungsgruppen in der Pädiatrischen Hämatologie und Onkologie.

Ein wichtiger Schritt neben der Behandlung war und ist die Erstellung der korrekten Diagnose, die eine risikoadaptierte Therapie ermöglicht. Auch hier ist Ärzten wie Herrn Riehm zu verdanken, das mehr und mehr des möglichen diagnostischen Handwerkszeugs in die Routine mit eingebunden wurde, nicht nur um das Überleben zu verbessern, sondern auch zunehmend um Akut- und Langzeittoxizität zu vermindern. Heute wären z. B. Untersuchungen zur genauen Morphologie und Zytogenetik ebenso wie zur MRD unter Therapie nicht mehr wegzudenken. Ein weiterer wichtiger Schritt dem sich die Hämatoonkologen der ersten Stunde immer verpflichtet fühlten war und ist die internationale Vernetzung, die sich auch in der Gründung von SIOP als der Interna­tionalen Fachgesellschaft für Kinderonkologie wiederspiegelte. Ohne diese Netzwerke, dessen Wichtigstes für die Systemerkrankungen sicher I-BFM heute ist, sind die Erstellung kooperativer europäischer und paneuropäischer Protokolle, um auch die Behandlung seltener Diagnosekon­stellationen zu verbessern, nicht möglich.

Die Behandlung von Kindern mit Leukämien in Schwellen- und Entwicklungsländern hat mit der Einführung sogenannter adaptierter Behandlungsprotokolle auch dort zu einer signifikanten Verbesserung des Überlebens geführt; hier kommt den Pionieren der ersten Stunde erneut eine große Bedeutung zu, die sich für diese Protokolle und Ihre Anwendung eingesetzt haben. Oft geschah und geschieht dies durch eigenes Engagement auch vor Ort, weit über das aktive berufliche Leben hinaus.

Heute entwickeln wir uns in der Kinderhämatoonkologie weiter auf dem Weg zu einer personalisierten Behandlung. Aber auch hier bleibt die Grundlage eine gute Diagnostik, eine risikoadaptierte Therapie und eine kritische Beobachtung und Bewertung der Behandlungsergebnisse. Dies wird im nationalen wie auch interna­tionalen Kontext geschehen.

Dr. Gabriele Calaminus

SIOP-Präsidentin