Gesundheitswesen 2013; 75 - V60
DOI: 10.1055/s-0033-1337511

Kinder mit hohem Kariesrisiko im Kreis Steinfurt. Ein Überblick über die Datenlage nach Einführung eines Rückmeldesystems

S Mitter 1
  • 1Gesundheitsamt Kreis Steinfurt, Jugendzahnärztlicher Dienst, Steinfurt

Für den zahnärztlichen Bereich hat die Weltgesundheitsorganisation WHO zusammen mit dem Weltzahnärzteverband FDI für das Jahr 2020 das Ziel benannt, dass 80% der sechsjährigen Kinder ein naturgesundes Gebiss haben sollen. Dieses Ziel wird angesichts der immer noch unbefriedigenden Kariesprävalenz im Milchgebiss und des unzureichenden Sanierungsgrades der Milchzähne schwer zu erreichen sein.

Im Milchgebiss ist eine deutliche Kariespolarisation zu verzeichnen. Vor allem Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status und Kinder mit Migrationshintergrund weisen ein erhöhtes Risiko auf. Allerdings zeigen Daten der KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts zum Karies-präventiven Verhalten auch, dass Kinder zwischen drei und sechs Jahren aufgrund zu seltener Kontrolluntersuchungen generell zur Risikogruppe gehören. Es wird deutlich, wie wichtig die zahnärztlichen Reihenuntersuchungen in den Kindergärten sind, da sie eine bedeutende Maßnahme zur Kariesprävention darstellen. Über diesen Zugangsweg können Kinder erreicht werden, die nicht zu den Früherkennungsuntersuchungen in der Zahnarztpraxis vorgestellt werden.

Schwierig war bisher die Überprüfung, ob einer Behandlungsempfehlung nachgekommen wurde. Der im April 2012 veröffentlichte Zahnreport der BARMER GEK zeigt auf, dass bei 69% der unter sechsjährigen Kindern keine Inanspruchnahme der jährlichen zahnärztlichen Kontrolle erfolgt. Vor diesen Hintergründen wurde seit Februar 2011 im Kreis Steinfurt als zusätzliche Maßnahme ein Aufforderungsschein eingeführt, welchen die Erziehungsberechtigten von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko erhalten. Die Erziehungsberechtigten werden gebeten, ihr Kind bei einer Zahnärztin/einem Zahnarzt vorzustellen und eine begonnene Behandlung durch den Arzt rückmelden zu lassen. Seit Februar 2011 wurden bis September 2012 ca. 10.000 Kinder in den Kindergärten untersucht. Ein naturgesundes Gebiss war bei 73,7% der Kinder zu finden. 8,6% hatten ein bereits saniertes Gebiss, aber bei 17,7% der untersuchten Kinder war eine Behandlung notwendig. Dies betraf 1.742 Kinder. Von diesen wurden 350 als Hochrisikokinder mit dringendem Behandlungsbedarf ermittelt.

Der Vortrag gibt einen Überblick über Datenlage und Ergebnisse und stellt mögliche Konsequenzen dar.