Gesundheitswesen 2013; 75 - V25
DOI: 10.1055/s-0033-1337476

Einführung einer Meldepflicht für Gram-negative Erreger mit erworbener Carbapenem-Resistenz in Hessen

AM Hauri 1, M Kaase 2, KP Hunfeld 3, P Heinmüller 1, J Fitzenberger 4, A Wirtz 4
  • 1Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Dillenburg
  • 2NRZ für gramnegative Krankenhauserreger, Ruhr-Universität Bochum
  • 3Krankenhaus Nordwest, Frankfurt
  • 4Hessisches Sozialministerium, Wiesbaden

In den letzten Jahren erfolgte weltweit eine Zunahme von Berichten über gramnegative Erreger mit erworbener Carbapenem-Resistenz. Carbapeneme haben bisher auch dann gegen diese Erreger gewirkt, wenn alle anderen Präparate aus der therapeutisch wichtigen Gruppe der ß-Lactame unwirksam waren. Das ECDC veröffentlichte 2011 zwei Berichte zur Ausbreitung Carbapenemase-produzierender-Enterobacteriaceae bzw. der New Delhi Metallo-ß-Laktamase (NDM) und ihrer Varianten in Europa. Diese empfehlen die Einführung einer Meldepflicht an den Öffentlichen Gesundheitsdienst.

Mit Verordnung vom 29. November 2011 weitete der Hessische Sozialminister die Meldepflicht von Erregernachweisen nach §7 Abs. 1 Satz 1 des Infektionsschutzgesetztes auf den Nachweis gramnegativer Erreger mit erworbener Carbapenem-Resistenz wie beispielsweise Enterobacteriaceae, Pseudomonas aeruginosa oder Acinetobacter baumannii aus. Die zu meldenden Tatbestände wurden in einem Ausführungserlass präzisiert. Mundgesundheit beim alten Menschen:

Im Zeitraum 1. Januar – 31. Dezember 2012 wurden Proben von 414 Patienten labordiagnostisch untersucht, bei denen Carbapenem-resistente gramnegative Erreger entsprechend den Meldekriterien nachgewiesen wurden (Stand 10.1.2013). Für 35 Patienten (8,5%) erfolgte der gemeldete Nachweis im Rahmen einer stationären Behandlung. Übermittelt wurden 431 Erregernachweise, hiervon waren 292 (68%) P. aeruginosa, 46 (11%) Klebsiella pneumoniae, 44 (10%) A. baumanii, 16 (4%) Enterobacter spp. und 12 (3%) E. coli. Molekularbiologisch nachgewiesen wurden 50 Carbapenemasen. Einige Carbapenemasen wurden überwiegend in bestimmten Erregerspezies nachgewiesen: 4 der 5 NDM-Nachweise und 8 von 9 OXA 48-Nachweisen in K. pneumoniae, 11 von 12 OXA 23-Nachweisen in A. baumannii, 5 der 8 VIM 1-Nachweise und alle 8 VIM 2-Nachweise in P. aeruginosa. K. pneumoniae war der Erreger mit dem breitesten Carbapenemase-Spektrum: KPC 2, KPC 3, NDM, OXA 1, OXA 23, OXA 48 und VIM 1 wurden in K. pneumoniae nachgewiesen.