Gesundheitswesen 2013; 75 - V19
DOI: 10.1055/s-0033-1337470

Trägertum von Extended-Spektrum-β-Laktamase (ESBL)-bildenden Escherichia coli in der Allgemeinbevölkerung

G Valenza 1, S Nickel 1, Y Pfeifer 2, E Krupa 1, V Lehner-Reindl 1, C Höller 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Erlangen und Oberschleißheim
  • 2Robert Koch Institut, Wernigerode

Ziel der Studie: Hauptziel der Studie ist es, den Anteil der Träger von Extended-Spektrum-β-Laktamase (ESBL)- bildenden Escherichia coli in der Allgemeinbevölkerung zu bestimmen.

Material und Methoden: Die Probanden für die Studie wurden im Rahmen der Überwachung der Ausbreitung von bakteriellen Darminfektionen in der bayerischen Bevölkerung rekrutiert. Es wurden Stuhlproben von gesunden engen Kontaktpersonen von den an einer bakteriellen Darminfektion Erkrankten untersucht. Die mikrobiologische Screening-Untersuchung auf ESBL-bildende E. coli erfolgte durch Ausplattierung einer Stuhlaufschwemmung auf einer MacConkey-Agarplatte mit Zusatz von Cefotaxim (1 mg/L). Verdächtige Isolate wurden auf ESBL-Bildung mittels phänotypischen Bestätigungstests (Combined Disk Test mit Cefpodoxim/Cefpodoxim + Clavulansäure; Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration von Cephalosporinen der 3. Generation mit und ohne Clavulansäure mittels Mikrobouillonverdünnung) weiteruntersucht. Darüber hinaus wurde für alle ESBL-bildenden E. coli die antimikrobielle Empfindlichkeit unter anderem gegenüber Ciprofloxacin, Cotrimoxazol, Gentamicin und Imipenem mittels Agardiffusionstest bestimmt.

Anschließend wurden alle E. coli mit ESBL-Phänotyp mittels Multiplex-PCR auf Vorhandensein der ESBL-Gene bla TEM, bla SHV, bla CTX-M geprüft. Durch Sequenzierung der Gene wurde der genaue Genotyp identifiziert.

Ergebnisse: Im Zeitraum vom 30. Oktober 2009 bis 30. November 2012 wurden insgesamt 3415 Stuhl-Proben (eine Probe pro Proband) untersucht. In 215 Proben (6,3%) konnten ESBL-bildende E. coli nachgewiesen werden. Die ESBL-bildenden E. coli wiesen eine hohe Resistenz-Rate gegenüber Ciprofloxacin (35,8%), Cotrimoxazol (54,6%) und Gentamicin (27,1%) auf. Dagegen wurde eine Resistenz oder verminderte Empfindlichkeit gegen Imipenem nur in einem Fall (0,4%) nachgewiesen. Das PCR-Screening zeigte, dass bei 92% der Isolate ein CTX-M-Gen vorhanden war. Weiterhin wurden ESBL-Gene der Gruppe TEM (4%) und SHV (4%) nachgewiesen.

Ausblick: Die vollständige phänotypische und genotypische Charakterisierung der ESBL-bildenden E. coli wird voraussichtlich bis Mitte 2013 abgeschlossen. Außerdem ist in diesem Zeitraum eine Untersuchung auf das Vorhandensein plasmid-kodierter Fluorochinolon-Resistenzgene mittels PCR und Sequenzierung in den ESBL-bildenden E. coli vorgesehen.