Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P179
DOI: 10.1055/s-0033-1337320

Lateralisierung des motorischen Netzwerks unter normaler und gespiegelter visueller Rückkopplung

C Fritzsch 1, 2, 3, J Wang 1, 2, 4, KH Mauritz 1, 2, L Dos Santos 2, 3, M Brunetti 2, 3, C Dohle 1, 2, 3, 5
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Neurologie, Berlin, Deutschland
  • 2Median Klinik Berlin-Kladow, Berlin, Deutschland
  • 3Centrum für Schlaganfallforschung Berlin, Berlin, Deutschland
  • 4the Second Affiliated Hospital of Jiaxing University, Center of Rehabilitation, Jiaxing, China, Deutschland
  • 5Universität Potsdam, Rehabilitationswissenschaften, Potsdam, Deutschland

Einleitung:

Die Spiegeltherapie ist ein Therapieverfahren, das sich zunehmender Beliebtheit bei der Therapie von Schmerzsyndromen und den Symptomen nach Schlaganfall erfreut. Positive Effekte auf Motorik, aber auch Sensibilität sind beschrieben 1,3, die mit Veränderungen der Aktivierung des primär motorischen Kortex einhergehen 2. Andererseits zeigen bildgebende Untersuchungen der Spiegelillusion keine signifikanten Änderungen im Bereich des primär motorischen oder sensorischen Kortex. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Spiegelillusion zu Veränderungen der Lateralisierung von bilateral aktivierten Arealen führt.

Material/Methode:

Untersucht wurden 15 gesunde, rechtshändige Probanden, die Finger-Daumen-Oppositionsbewegungen unter normaler (NOR) und gespiegelter (MIR) visueller Kontrolle durchführten. Die Trennung in bewegte (MOV) und in statische Phasen (STA), in denen die Hand sich in der gleichen Position, nur ohne Fingerbewegung befand, resultierte in 4 Konditionen, die in pseudorandomisierter Abfolge jeweils 7 x in 20 Sekunden-Sequenz wiederholt wurden. Somit ergab sich eine Messzeit von 634 Sekunden für jede Hand. Anhand von SPM Version 8 (Wellcome Department of Cognitive Neurology, University College London, London) wurde eine Gruppenanalyse mit jeweils den MOV > STA Kontrasten separat in NOR und MIR und für jede Hand (p < 0,001) durchgeführt. Die Größe der Aktivierung (Zahl der Voxel) in der von der SPM-Anatomy-Toolbox vorgegebenen anatomischen Regionen in beiden Hemisphären wurde analysiert, wenn ihre Größe in beiden Hemisphären 0,1% des durch die Anatomy-Toolbox definierten Areals überschritten. Berechnet wurden Lateralitätsindizes auf der Basis der relativen Voxelzahl, getrennt für die Bewegungen der rechten und der linken Hand.

Ergebnisse:

Signifikante Aktivierungen oberhalb der definierten Schwelle fanden sich in den Arealen BA 2, 3b, 4, 44 und 6, in V5 und dem SPL 5 und 7. Hierbei zeigte sich in den primär motorischen Arealen (BA 4) eine Lateralisierung strikt kontralateral zu der bewegten Hand. Dem gegenüber zeigte sich die Lateralisierung in den primär sensorischen Arealen (BA 2 und 3b) beeinflussbar durch die Art der visuellen Rückkopplung (normal oder gespiegelt). Der prämotorische Kortex (BA 6) und das Broca Areal (BA 44) fanden sich stets stärker auf der linken Hemisphäre, ohne Einfluss der Spiegelillusion, während die Regionen des posterioren parietalen Kortex auch beeinflussbar durch die Spiegelillusion waren.

Zusammenfassung:

In der Analyse der Lateralisierung zeigt sich ein direkter Einfluss der Spiegelillusion nur auf die primär sensorischen, nicht aber auf die primär motorischen Areale. Dies legt unterschiedliche Wirkmechanismen der Spiegeltherapie auf die motorische und sensorische Erholung nach Schlaganfall nahe, insbesondere auch mit unterschiedlichen Zeitverläufen, was sich in klinischen Studien zu bestätigen scheint.

Literaturangaben:

[1] S. Doyle, et al., "Interventions for sensory impairment in the upper limb after stroke," (6), CD006331 (2010).

Ref Type: Journal

[2] F. Hamzei, et al., "Functional plasticity induced by mirror training: the mirror as the element connecting both hands to one hemisphere," 26(5), 484 (2012).

Ref Type: Journal

[3] H. Thieme, et al., "Mirror therapy for improving motor function after stroke," 3, CD008449 (2012).

Ref Type: Journal