Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P163
DOI: 10.1055/s-0033-1337304

Untersuchung zu Veränderungen der Schwere multimodal abgeleiteter evozierter Potentiale in der Frühphase supratentorieller Schädigungen

U Westhause 1
  • 1Klinikum Chemnitz, Neurochirurgie, Chemnitz, Deutschland

Fragestellung:

Kam es bei der Anwendung multimodal evozierter Potentiale in der Frühphase bei supratentorieller Schädigung mit Bewusstseinsverlust zu Schwankungen im Ausmaß der Veränderungen?

Methodik:

42 Patienten mit isolierten supratentoriellen Schädigungen (Zerebrale Blutung: 14, Schädelhirntrauma: 13, Subarachnoidalblutung: 6, Ischämie: 4, generalisiertes Hirnödem: 5) wurden innerhalb der ersten 48 Stunden nach Akutereignis sowie 2 mal in wöchentlichem Abstand einer Ableitung multimodal evozierter Potentiale (Medianus-, frühe akustisch und motorisch evozierte Potentiale) unterzogen. Sämtliche Patienten waren zu diesem Zeitpunkt analgosediert und beatmet. Der mediane GOS betrug 2.

Es wurden jeweils 4 Schweregrad-Kategorien in den jeweiligen EP-Modalitäten gebildet.

Bei Werteverteilung im Sinne einer Ordinalskala erfolgte zunächst die Bildung der Mediane zu den Zeitpunkten A, B und C.

Weiterhin wurden die Patienten in EP-Gruppen entsprechend der Schweregradeinteilung eingeteilt und in Zeitfolge in der Anzahl verglichen: 1 vs. 4, 3 vs. 4, 1+2+3 vs. 4, 1+2 vs. 3+4.

Die gewonnenen Daten der jeweiligen Vergleichsgruppen wurden mittels 2 × 2-Feldertafel mit dem Chi-Quadrat- und Fishers exaktem einseitigen Test auf ihre statistische Signifikanz überprüft.

Ergebnisse::

Die Mediane der MedSEP verblieben im Zeitverlauf gleich; die FAEP verschlechterten sich augenscheinlich nur temporär zum Zeitpunkt B (1+2+3 vs. 4 Chi2 3,51, p = 0,06, Fishers p = 0,0578). Deutlich und dauerhaft stellt sich die Verschlechterung der MEP im Zeitverlauf dar. Dieses Ergebnis war am deutlichsten zum Zeitpunkt B (3 vs. 4: 11,67, p = 0,0006, p = 0007 bzw. 1+2+3 vs. 4: 6,91, p = 0,0086, p = 0,0081) erkennbar (s. Diagramm 1 und 2).

Schlussfolgerungen:

Trotz der relativ geringen Fallzahl erhärtet sich der Verdacht zunehmender Beeinträchtigung evozierter Potentiale im Zeitverlauf bei beatmungspflichtigen supratentoriellen Schädigungen.

Während die MedSEP unverändert in ihrem Beeinträchtigungsgrad verblieben, kam es bei den MEP zur zunehmenden Degradierung im Verlauf. Ursächlich muss eine sekundäre Schädigung der Pyramidenbahn unterstellt werden. Die MedSEP unterstrichen wieder ihre herausgehobene Stellung als elektrophysiologischer Prognoseparameter.