Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P158
DOI: 10.1055/s-0033-1337299

Korrelation der CR-induzierten Änderung der Tinnitus-Frequenz mit einer Reduktion der Tinnitus-bedingten auditorischen Binding in Tonhöhe-verarbeitenden Netzwerken

I Adamchic 1, C Hauptmann 1, P Tass 1, 2
  • 1Forschungszentrum Jülich, Neuromodulation, Jülich, Deutschland
  • 2Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie, Forschungsschwerpunkt Neuromodulation, Köln, Deutschland

Einleitung:

Der subjektive Tinnitus ist die Wahrnehmung eines Ohrgeräuschs, für das es keine Schallquelle innerhalb oder außerhalb des Körpers gibt. Ein Tinnitus wird häufig durch eine Schädigung des peripheren auditorischen Systems ausgelöst. Im zentralen auditorischen System kommt es infolge einer Deafferentierung zu einer übermäßigen Synchronisation. Diese übermäßige Synchronisation findet sich sowohl im zentralen auditorischen System als auch in den nicht-auditorischen Hirnarealen. In einer prospektiven, randomisierten, einfach verblindeten, placebo-kontrollierten Studie mit 63 Patienten mit chronischem, tonalen Tinnitus wurde gezeigt, dass die CR Therapie sicher und gut tolerabel ist. Es wurde eine signifikante Reduktion des Tinnitus-Schweregrads und der Tinnitus-Beschwerden beobachtet. Bei zahlreichen Patienten wurde neben der CR-induzierten Reduktion der Tinnitus-Symptome eine Änderung der Tinnitusfrequenz festgestellt.

Methode:

Basierend auf diesen Ergebnissen wird untersucht, ob die oben beschriebenen Änderungen der Tinnitus-Frequenz mit einer Reduktion des Tinnitus-Schweregrads und der Tinnitus-Lautheit korreliert. Weiterhin wird analysiert, ob die Änderungen des EEG-Synchronisationsmusters davon abhängen, ob der Patient eine ausgeprägte Frequenzänderung erfahren hat. Hierzu werden EEG Aufnahmen von zwei Patientengruppen (I und II) mit einer anhaltenden CR-induzierten Reduktion der Tinnitussymptome mit (I) und ohne (II) Änderung der Tinnitus-Frequenz untersucht und verglichen. Als Analyse-Verfahren wird die Standardized low-resolution brain electromagnetic tomography (sLORETA) verwendet.

Ergebnisse:

Die Veränderungen der Tinnitus-Lautheit und Tinnitus-Belastung korrelieren signifikant mit der Änderung der Tinnitusfrequenz. Darüberhinaus findet sich bei der Patientengruppe I eine signifikant stärkere Abnahmen der Gamma-Aktivität im linken parietalen, rechten frontalen, linken temporalen und linken frontalen Kortex. Weiterhin weißt diese Patientengruppe I eine signifikant stärkere Zunahme der Alpha-Aktivität im rechten und linken anterioren zingulären Kortex auf. Die funktionelle Konnekivität im Gamma-Band zwischen dem rechten präfrontalen dorsolateralen Kortex und dem rechten anterioren zingulären Kortex ist nach 12 Wochen CR-Therapie signifikant geringer bei Patienten mit einer deutlichen Änderung der Tinnitus-Frequenz (Gruppe I).

Schlussfolgerung:

Unsere Resultate belegen eine substantielle CR-induzierte Reduktion des Tinnitus-bedingten auditorischen Bindings in den Tonhöhe-verarbeitenden Netzwerken.