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DOI: 10.1055/s-0033-1337284
Belohnungs-assoziierte neurobiologische Reaktionen bei Gesunden und Patienten mit Alkoholabhängigkeit
An der Verarbeitung von positiven und negativen Informationen sind mesolimbische Regionen maßgeblich beteiligt (Belohnungssystem). Die Einordnung, Verarbeitung und Verstärkung (Belohnung) von Informationen ist für adaptive Verhaltensweisen und Lernprozesse essentiell. Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen zeigen häufig Dysfunktionen in diesen Bereichen. Dies geht beispielsweise einher mit veränderten Reaktionen bei monetärem Gewinn beziehungsweise Verlust.
Ziel der aktuellen Untersuchungen ist es, belohnungsassoziierte Reaktionen bei Gesunden und Patienten mit Alkoholabhängigkeit zu untersuchen. Gleichzeitig soll der Einfluss der Therapie auf diese Prozesse bestimmt werden.
Paradigma: Durch Entscheidung zwischen zwei Handlungsalternativen konnten die Studienteilnehmer Geld gewinnen oder verlieren. Von dem Erfolg/Misserfolg der jeweiligen Wahl wurde der Teilnehmer umgehend informiert. Zudem gab es eine neutrale Bedingung, bei der weder gewonnen noch verloren wurde.
Stichprobe: Die Untersuchung wurde mit Patienten mit Alkoholabhängigkeit durchgeführt. Die Patienten durchliefen das Experiment einmal zu Beginn der Therapie und ein weiteres Mal im Verlauf nach ca. 14 Tagen Therapie. Die Ergebnisse der Patienten wurden mit denen gesunder verglichen.
Ergebnisse: Im Vergleich zur neutralen Bedingung zeigten die gesunden Probanden bei Gewinn und Verlust erhöhte N2 und P3 Amplituden in zentralen und parietalen Regionen. Darüber hinaus führten Gewinn und Verlust im Vergleich zur neutralen Bedingung vor allem zu erhöhten zentro-parietalen Reaktionen im Theta-, Alpha- und Beta-Frequenzbereich. Die Reaktionen waren bei Gewinn stärker ausgeprägt als bei Verlust.
Die Patienten zeigten im Vergleich zu den gesunden Personen verminderte Reaktionen insbesondere im Alpha, Beta- und Gammafrequenzbereich. Im Alpha-Frequenzbereich zeigte sich eine Art Normalisierung durch die Therapie, während die Beta- und Gamma-Aktivität der Patienten reduziert blieb.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Verarbeitung von Belohnung und Bestrafung ähnliche elektrophysiologische Korrelate hat. Im Vergleich zur neutralen Bedingung zeigten sich dagegen deutliche elektrophysiologische Unterschiede. Die Belohnungsverarbeitung differierte klar zwischen Patienten und Kontrollpersonen. Die Therapie hatte Einfluss auf die Alpha-Aktivität, während hingegen höhere Frequenzanteile des EEGs (Beta; Gamma) nicht beeinflusst wurden durch die Therapie. Dies könnte hinweisen auf eine anhaltende Dysfunktion der GABAergen bzw. glutamatergen Neurotransmission, welche mit Oszillationen in hohen Frequenzbereichen in Zusammenhang gebracht werden.