Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P141
DOI: 10.1055/s-0033-1337282

Kein olfaktorisches Defizit bei Patienten mit episodischem Clusterkopfschmerz

N Buckanie 1, S Nägel 1, D Holle 1, F Rosenow 2, S Knake 2, HC Diener 1, Z Katsarava 1, M Obermann 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Neurologie, Essen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Klinik für Neurologie, Marburg, Deutschland

Einleitung:

Clusterkopfschmerz ist eine seltene primäre Kopfschmerzerkrankung aus der Gruppe der trigeminoautonomen Kopfschmerzen. Klinisch imponiert diese durch streng einseitige heftigste Kopfschmerzattacken mit gleichzeitig auftretenden ipsilateralen trigeminoautonomen Symptomen. Die Pathophysiologie der Erkrankung ist weiterhin schlecht verstanden. Elektrophysiologische Untersuchungen konnten eine asymmetrische nozizeptive Fazilitierung, vor allem auf Hirnstamm-Niveau, nachweisen. Aber auch Veränderungen anderer Sinne, wie z.B. bei Migräne, werden diskutiert. In einer DTI Studie (diffusion tensor imaging) konnten strukturelle frontobasale Veränderungen gezeigt werden. Die Autoren vermuteten eine Affektion des olfaktorischen Systems. Zudem waren vorläufige Daten einer kleinen Studie mit olfaktorischer Testung hinweisend für eine Hyposmie. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, inwiefern bei Patienten mit episodischem Clusterkopfschmerz klinisch fassbare Veränderungen der olfaktorischen Wahrnehmung bestehen.

Material/Methode:

Hierzu testeten wir die olfaktorische Leistungsfähigkeit von 43 Patienten mit episodischem Clusterkopfschmerz (mittleres Alter: 47 Jahren, m/w = 34/9). Alle Untersuchungen wurden in einer kopfschmerzfreien Phase („outside bout“) durchgeführt. Die Testung erfolgte mithilfe der kommerziell erhältlichen Testbatterie 'Sniffin' Sticks', welche aus 3 Untertests zur Ermittlung der Riechschwelle sowie der Diskriminations- und Identifikationsfähigkeit des Geruchssinns besteht. Die ermittelten Scores wurden mit den standardisierten Referenzwerten verglichen.

Ergebnisse:

Weder bezüglich der olfaktorischen Gesamtleistung (SDI-Wert = Summe der Einzeltests, Referenzwert = 31, ipsilateral zum Kopfschmerz 31,39 ± 5,49, kontralateral 30,47 ± 4,76), noch in den drei Untertests ließen sich im untersuchten Patientenkollektiv Veränderungen der olfaktorischen Leistungsfähigkeit finden. Weiter waren auch keine Unterschiede zwischen der Kopfschmerzseite und symptomfreien Seite zu finden.

Diskussion:

Zusammenfassend besteht bei Patienten mit episodischem Cluster Kopfschmerz bezüglich der Riechschwelle, der Diskriminations- oder Identifikationsfähigkeit, noch bezüglich der olfaktorischen Gesamtleistung ein Defizit. Des Weiteren konnten keine Unterschiede im Seitenvergleich gefunden werden. Die Ergebnisse sind, bei allerdings größerer Patientenzahl, gegensätzlich zu vorherigen. Unsere Daten geben keinen Anhalt dafür, dass Clusterkopfschmerz eine multisensorische Erkrankung ist.