Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P140
DOI: 10.1055/s-0033-1337281

Einfluss der Vigilanzregulation auf die Parameter der auditiven P3b

N Mauche 1, N Sonnabend 1, C Sander 1, 2, S Olbrich 2, 3, T Hensch 1, 2, R Mergl 1, 2, P Schönknecht 1, 2, U Hegerl 1, 2
  • 1LIFE-Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Deutschland
  • 3Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Leipzig, AöR, Leipzig, Deutschland

Einleitung: Die P3b ist seit ihrer Entdeckung eine der am häufigsten untersuchten Komponenten des ereigniskorrelierten Potenzials. Im weitesten Sinne kann sie als Indikator kognitiver Performance und psychopathologischer Prozesse interpretiert werden (Hegerl et al., 2011). Ein möglicher konfundierender Faktor könnten individuelle Unterschiede in der Vigilanzregulation sein, zumal auch diese mit kognitiven Prozessen und Psychopathologie assoziiert sind (Hegerl et al., 2012). Im EEG lassen sich verschiedene Vigilanzstadien als Ausdruck globaler Aktivierungszustände des zerebralen Kortex beobachten, die auf einem Kontinuum von aktiver Wachheit, über entspannte Wachheit, Dösigkeit, Schläfrigkeit bis Schlafbeginn angeordnet sind. Interindividuell verschiedene Muster der Vigilanzregulation sind durch ein distinktes zeitliches Durchlaufen der verschiedenen Stadien charakterisiert. Während einer EEG-Ableitung mit geschlossenen Augen ist bei den meisten Personen ein gradueller Abfall hin zu niedrigeren Vigilanzstadien zu beobachten. Abweichend davon sind ein stärkeres Verharren auf einem tonisch erhöhten Vigilanzlevel oder ein rascherer Abfall der Vigilanz in niedrigere Stadien auffindbar (Hegerl et al, 2012). Die explizite Betrachtung des persönlichen Vigilanztypus sowie des Vigilanzverlaufes könnte dazu beitragen, die intraindividuelle Variabilität der P3b-Parameter aufzuklären.

Methode: Im Rahmen des LIFE-Projektes wurden seit März 2011 EEG-Daten von 515 Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren erhoben. Die Durchführung der Vigilanzunter-suchung enthält im Kern ein 20-minütiges Ruhe-EEG. Allen Personen mit ungestörtem Hörvermögen wird anschließend ein Novelty-Oddball-Paradigma zur Evozierung akustischer Potenziale dargeboten. Die Klassifizierung des Vigilanzregulationstypus erfolgt automatisch mithilfe eines in der Arbeitsgruppe entwickelten Algorithmus (VIGALL, Vigilance Algorithmus Leipzig). LIFE wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Union, durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und aus Mitteln des Freistaates Sachsen im Rahmen der Landesexzellenzinitiative.

Ergebnisse: Präsentiert werden erste Ergebnisse des LIFE-Projekts zum Zusammenhang von individueller Vigilanzregulation und P3b-Amplitude und -Latenz sowie den nachfolgenden Verhaltensmaßen.

Diskussion: Ausgehend von den in der Literatur dokumentierten Ergebnissen ist anzunehmen, dass Stadien niedrigerer Vigilanz zu einer Reduzierung der P3b-Amplitude, einer Verzögerung der P3b-Latenz sowie zu einer Verlängerung der Reaktionszeit und einer erhöhten Fehlerrate führen.